Prof. Alan W. Black – Ist Scientology eine Religion

I.BERUFLICHER HINTERGRUND

Akademische Qualifikationen: Bachelor of Arts with Honours in Anthropologie, Universität von Sydney, 1959; Bachelor of Divinity with Honours in Theologie, Melbourne College of Divinity, 1962; Doktor der Philosophie (Soziologie), Universität von Neu- England, 1973.

Heutige Positionen: Außerordentlicher Professor der Soziologie, Universität von Neu- England, Armidale, New South Wales, Australien; derzeitiger Alterspräsident der Australian Association for the Study of Religions; Mitglied der Leitung des International Sociological Association’s Research Committee für Religionssoziologie; Mitglied der Society for the Scientific Study of Religion; Mitglied der Association for the Sociology of Religion.

Veröffentlichungen: Unter anderem die folgenden Bücher: Practice and Belief: Studies in the Sociology of Australian Religion; Religion in Australia: Sociological Perspectives; Religious Studies in Australian Public Schools; sowie Artikel in Zeitschriften, wie z. B.: Australian Religion Studies Review, British Journal of Sociology; Ecumenical Review; Journal for the Scientific Study of Religion; Sociological Analysis; Religion.

II.AUFGABENSTELLUNG UND METHODIK

Als Soziologe auf dem Spezialgebiet des Studiums von Religionen wurde ich gebeten, die folgende Frage zu untersuchen: „Ist Scientology eine Religion?“ In der Beantwortung dieser Frage nehme ich nicht dazu Stellung, ob Scientology wahr oder falsch ist.Vielmehr untersuche ich, ob Scientology die Kriterien erfüllt, die gewöhnlich in der Definition einer Religion Anwendung finden. Diese Kriterien sind nicht völlig eindeutig: Mehrere Autoren haben verschiedene Definitionen angeboten. Sie reichen von W. G. Runciman1, der den Begriff gleichbedeutend mit „Ideologie“ verwendet, bis hin zu Werner Cohn2, der argumentiert, daß das englische Wort „religion“ so vielschichtig und kulturspezifisch sei, daß es nicht angebracht ist, es unter Bezugnahme auf irgendeinen Aspekt nicht-westlicher oder nicht-christianisierter Kulturen zu gebrauchen.

Trotzdem stimmen die meisten Wissenschaftler in diesem Fachgebiet darin überein, daß eine Religion ein System von Überzeugungen und Praktiken ist, das auf einen übernatürlichen, geheiligten oder transzendenten Bezugspunkt ausgerichtet ist. In Übereinstimmung mit diesem Ausgangspunkt kann man verschiedene Merkmale identifizieren, die in vielen, wenn nicht gar in allen anerkannten Religionen zu finden sind. Je mehr dieser Merkmale ein bestimmtes System von Überzeugungen und Praktiken erfüllt, desto eindeutiger kann man es als Religion betrachten.

In der Identifizierung der Charakteristika, die typischerweise in Religionen gefunden werden, folge ich dem System, das von Ninian Smart, einem der führenden Religionswissenschaftler der Welt3, aufgestellt worden ist. Da ich die allgemeinen Charakteristiken dieses Bezugsrahmens schon in einigen meiner früheren Arbeiten4 verwendet habe, benutze ich dieses System nicht nur zum Zweck des vorliegenden Gutachtens.

Ich bin kein Scientologe. Ich habe meine Schlußfolgerungen auf der Basis eines detaillierten Studiums der Scientology-Schriften, aufgrund der Beobachtung von Aktivitäten in der Scientology Kirche in Sydney und aufgrund von Gesprächen mit einzelnen Teilnehmern formuliert. Ebenso bin ich mit verschiedenen soziologischen Studien über Scientology aus anderen Erdteilen vertraut.

Die hauptsächlichen Veröffentlichungen der Scientology, die ich studiert habe, sind im folgenden in der Reihenfolge ihrer Herausgabe aufgeführt:

Dianetik: Die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit (1950)

Dianetik: Die Entwicklung einer Wissenschaft (1950)

Wissenschaft des Überlebens (1951)

Advanced Procedure and Axioms (1951)

Scientology: Die Geschichte der Menschheit (1952)

Scientology 8-80 (1952)

Scientology 8-8008 (1952)

The Phoenix Lectures (gehalten 1954, veröffentlicht 1968)

The Creation of Human Ability (1955)

Scientology: Die Grundlagen des Denkens (1956)

Haben Sie vor diesem Leben gelebt? (1960, revidiert und erweitert 1977)

Einführung in die Ethik der Scientology (1968, revidiert und aktualisiert 1989)

Scientology 0-8: Das Buch der Grundlagen (1970)

Hintergründe und Zeremonien der Scientology Kirche (1970)

Mission into Time (1973, eine Erweiterung von A Test of Whole Track Recall, 1968)

Der Weg zum Glücklichsein (1981)

Understanding the E-Meter (1982, revidiert 1988)

Was ist Scientology? (1992)

Das Scientology-Handbuch, basierend auf den Werken von L. Ron Hubbard (1994)

Die Scientology Kirche – 40. Jahrestag (1994)

Alle obigen Publikationen gelten innerhalb der Scientology Kirche als offizielle Literatur und sind fast alle von L. Ron Hubbard verfaßt. Die Bücher, die nicht vollständig von Hubbard selbst geschrieben worden sind, greifen fast ausschließlich auf seine Werke zurück. Zitate oder Textverweise im folgenden beziehen sich auf die letzte erhältliche englische Ausgabe.

III. DIMENSIONEN DER RELIGION

In seinem Buch The Religious Experience of Mankind (erste Ausgabe 1969, zweite Ausgabe 1976, dritte Ausgabe 1984) schreibt Ninian Smart, daß eine Religion typischerweise sechs Aspekte oder Dimensionen aufweist. In seiner letzten Abhandlung mit dem Titel The World’s Religions: Old Traditions and Modern Transformations (1989) verwendete er erneut diese sechs Dimensionen und fügte eine siebte hinzu. Diese Dimensionen sind:

III.I. DIE PRAKTISCHE UND RITUELLE DIMENSION

Religionen haben meistens besondere Praktiken oder Bräuche, die Menschen ausüben. Die Art dieser Bräuche ist sehr unterschiedlich und kann Aktivitäten wie Gottesdienst, Predigten, Gebete, Meditationen, Beichten, Opfer, Kollekten, Feiern und andere heilige Zeremonien miteinschließen. Manchmal sind diese Bräuche sehr umfangreich ausgestaltet und öffentlich sichtbar, wie in der Abendmahlsliturgie der östlichen Orthodoxen Kirche oder in den heiligen Zeremonien der Religionen australischer Ureinwohner. Manchmal sind sie weit weniger ausgestaltet und öffentlich kaum sichtbar, wie in den Formen der Meditationen, die im Buddhismus ausgeübt werden, oder im privaten Gebet, das Teil verschiedener religiöser Traditionen ist. Wenn man das Wort „Ritual“ gebraucht, um diese Aktivitäten zu beschreiben, so bedeutet das nicht unbedingt, daß diese Praktiken eine genau vorgeschriebene Form annehmen oder daß Menschen diese Aktivitäten aus reiner Gewohnheit ausüben.Viele Ritualformen haben sowohl einen äußeren (oder sichtbaren) wie auch einen inneren (oder unsichtbaren) Aspekt.

III.II. DIE DIMENSION DER ERFAHRUNG

So unterschiedlich die Formen religiöser Praktiken sind, so verschieden sind auch die religiösen Erfahrungen, die Menschen ihrer eigenen Aussage nach gehabt haben. Buddha sprach von Erleuchtung, die er durch Meditation erfahren hat. Verschiedene hebräische Propheten und der Prophet Mohammed sprachen von den offenbarenden Erfahrungen, welche die Grundlage ihrer religiösen Lehren waren. Einige religiöse Erfahrungen, über die berichtet wurde, sind ziemlich dramatisch. Wie zum Beispiel die Bekehrung des Paulus auf der Straße nach Damaskus, die Ekstase, die den Schamanismus in Zentral- und Nordasien begleitet, und die Phänomene der Besessenheit von Geistern in Teilen von Eurasien, Afrika und im Pazifik. Andere beschriebene religiöse Erfahrungen sind vielleicht weniger dramatisch, werden aber von den Beteiligten trotzdem als wirklich und wichtig betrachtet. Beispiele dafür sind Erfahrungen von heiliger Ehrfurcht, göttlicher Eingebung, Erleuchtung, einer hellen inneren Leere, einer Gewißheit der Erlösung usw.

III.III. DIE ERZÄHLERISCHE ODER MYTHISCHE DIMENSION

In vielen Religionen gibt es überlieferte Erzählungen. Diese Erzählungen können von den Handlungen eines Gottes, mehrerer Götter oder anderer geistiger Wesen handeln oder vom Lebenslauf eines heiligen Lehrers, von den Erfahrungen einer religiösen Gemeinschaft und so weiter. Die Erzählungen in der jüdischen und christlichen Heiligen Schrift von der Schöpfung der Welt, der Übergabe der Zehn Gebote an Moses und vom Auszug der Israeliten aus Ägypten unter Gottes Führung gehören in diese Kategorie, ebenso wie die Erzählungen in der Religion der australischen Ureinwohner von den Taten der Heiligen Wesen, als sie dem Land seine Gestalt gaben. Genauso ist es mit den Erzählungen im Islam über das Leben des Propheten Mohammed und im Buddhismus über die Erfahrungen von Gautama (Buddha). Smart betont, daß er das Wort „mythisch“ hier im rein technischen Sinn benutzt, als Hinweis auf eine Erzählung, die religiöse Bedeutung hat. Er will damit nicht sagen, daß die Erzählung unbedingt falsch ist. In den meisten Kulturen ohne schriftliche Überlieferung wird der religiöse Glaube in erster Linie in erzählerischer Form ausgedrückt, wobei diese Erzählungen mündlich weitergegeben werden.

III.IV. DIE DOKTRINÄRE UND PHILOSOPHISCHE DIMENSION

Besonders in Kulturen, die des Lesens und Schreibens kundig sind, können sich mehr oder weniger systematische Doktrinen durch die Reflektion dessen ergeben, was ursprünglich in erzählerischer Form vorhanden war; alternativ oder auch zusätzlich können diese Doktrinen zumindest teilweise aus allgemeineren philosophischen Quellen hergeleitet werden. Der Inhalt dieser Glaubensüberzeugungen oder Doktrinen weist von einer Religion zur anderen große Unterschiede auf und reicht von der Doktrin der Dreieinigkeit im Christentum zu den Lehren des Hinduismus über den fortwährenden Zyklus von Tod und Wiedergeburt, dem jede Kreatur unterworfen ist. Er reicht von den neunundneunzig Namen für den einen Gott im Islam bis zu Buddhas Lehre der vier edlen Wahrheiten vom Leiden, von der Entstehung des Leidens, der Vernichtung des Leidens und dem zur Vernichtung des Leidens führenden Weg. In einigen Religionen – wie zum Beispiel im Hinduismus, Buddhismus, Judaismus, Christentum und im Islam – gibt es Schriften, in denen die religiösen Erzählungen oder die Doktrinen oder beides festgehalten werden.

III. V. DIE ETHISCHE DIMENSION

Smart stellt fest, daß „über die ganze Menschheitsgeschichte hinweg ersichtlich ist, daß Religionen gewöhnlich einen Ethik-Kodex beinhalten“ ( The Religious Experience of Mankind, dritte Ausgabe, S. 9). Im Buddhismus wird zum Beispiel gelehrt, daß die Taten jedes Menschen den fünf Geboten folgen sollten – Zurückhaltung vom Töten, vom Stehlen, vom Lügen, von unrechten sexuellen Handlungen und von Rauschmitteln. Der Judaismus hat die Thora (Gesetz), die nicht nur die zehn Gebote, sondern auch viele moralische und rituelle Vorschriften enthält. Der Islam hat in vergleichbarer Form die Scharia (Gesetz), die bestimmte moralische und rituelle Pflichten vorschreibt. Für das Christentum hat Jesus seine ethischen Lehren in dem Gesetz „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ zusammengefaßt. In gewissem Maße zumindest kann sich die ethische Dimension einer Religion mit Teilen der Dimension ihrer Doktrin und ihrer mythischen Dimension verbinden. Zum Beispiel paßt das Verbot des Buddha, Rauschmittel einzunehmen, zu seiner Beobachtung, daß solche Mittel das Bewußtsein über das Selbst verschleiern können. Die christliche Lehre über die Liebe gegenüber anderen steht im Einklang mit den Erzählungen über das Verhalten Christi und zur Doktrin, daß Gott Liebe ist. Und die strikten moralischen Gebote der Scharia stehen im Einklang mit der islamischen Lehre, daß jeder Mensch am Ende Gottes Richterspruch unterworfen ist.

III. VI. DIE SOZIALE UND INSTITUTIONELLE DIMENSION

Wenn auch jeder Mensch prinzipiell seine eigenen religiösen Ideen haben und seine eigenen religiösen Bräuche verrichten könnte, ohne sich dabei notwendigerweise mit anderen Gläubigen zusammenzuschließen, haben doch die meisten Religionen eine Art soziale Organisation. Insbesondere in einigen kleinen Gemeinschaften finden die religiösen Praktiken in denselben sozialen Einrichtungen statt, in denen auch andere Aktivitäten, wie zum Beispiel wirtschaftliche, stattfinden. In anderen Gemeinschaften gibt es spezialisierte religiöse Institutionen, wie beispielsweise die organisierten Gemeinschaften im Christentum, die Mönchsorden des Buddhismus und die Versammlungen der Gläubigen im Judaismus oder im Islam. Selbst innerhalb derselben großen religiösen Tradition, wie im Christentum, kann es mehr als eine Art der religiösen Organisation geben – zum Beispiel: vom formalisierten und hierarchischen System der Kirche von Rom bis zum mehr informellen und egalitären System einiger protestantischer Kirchen. Viele Religionen, aber nicht alle, haben spezialisierte religiöse Amtsträger wie Gurus, Mönche, Priester, Imame, Ulemas, Rabbiner, Geistliche, Schamanen usw.

III. VII. DIE MATERIELLE DIMENSION

In seinem letzten Buch fügt Smart der Religion eine siebte Dimension hinzu, die materielle Dimension, um damit der Tatsache Rechnung zu tragen, daß es oft bestimmte religiöse Artefakte, Orte, Gebäude, Embleme usw. gibt. Die relative Wichtigkeit dieser Dinge ist von Religion zu Religion verschieden. In einigen kleineren Gemeinschaften gibt es zum Beispiel keine besonderen religiösen Gebäude; andererseits können auch Teile der natürlichen Umgebung von religiöser Bedeutung sein, wie die heiligen Stätten in den Religionen der australischen Ureinwohner und der Fudschijama in der traditionellen japanischen Volksreligion. Tempel, Moscheen oder Kirchen sind im Buddhismus, Hinduismus, Judaismus, Islam und Christentum Teil der materiellen Dimension. In verschiedenen Religionen gibt es auch heilige oder symbolische Objekte, wie Totems, Reliquien, Embleme, sakramentale Gegenstände und ähnliches. Auch wenn alle, oder fast alle der oben genannten Dimensionen in jeder der großen Weltreligionen vorhanden sind, so kann die Wichtigkeit, die einer bestimmten Dimension beigemessen wird, von Religion zu Religion und sogar von einer Untergruppierung zur anderen innerhalb der gleichen großen Religion variieren. Smart stellt fest:

Es gibt religiöse Bewegungen oder Manifestationen, in denen die eine oder andere Dimension so schwach ist, daß sie fast völlig fehlt: Analphabetische kleine Gesellschaften haben kaum die Möglichkeit, die doktrinäre Dimension auszudrücken; die Buddhisten der Moderne, die sich auf Meditation, Ethik und Philosophie konzentrieren, zeigen kaum Interesse an der erzählerischen Dimension des Buddhismus; einige erst vor kurzem gegründete Gruppierungen haben möglicherweise kaum etwas im Gebiet der materiellen Dimension aufzuweisen. Es gibt auch viele Menschen, die offiziell keiner sozialen religiösen Gruppierung angehören, die aber ihre eigenen speziellen Weltanschauungen und Praktiken haben. Deshalb können wir innerhalb der Gesellschaft Teilstückchen von Religion entdecken, die keine irgendwie geartete soziale Dimension besitzen. (Ninian Smart, The World’s Religions: Old Traditions and Modern Transformations, S. 21)

IV. ANALYSE DER SCIENTOLOGY

In diesem Abschnitt wird Scientology einer Analyse auf dem Hintergrund der obigen Dimensionen unterzogen. Zur Vereinfachung der Darlegung wird die Reihenfolge, in der jede Dimension abgehandelt wird, nicht exakt der obigen folgen.

IV.I. DIE DOKTRINÄRE UND PHILOSOPHISCHE DIMENSION

Das Scientology -Handbuch (Seite i) sagt: „Die wesentlichen Lehrsätze der Scientology sind folgende: Sie sind ein unsterbliches geistiges Wesen. Ihre Erfahrung reicht weit über ein einziges Leben hinaus. Und Ihre Fähigkeiten sind unbegrenzt, selbst wenn Sie sich gegenwärtig keine Vorstellung davon machen.“ Mit diesen Worten postuliert Scientology die Existenz einer Wesenheit, die signifikante Ähnlichkeit mit dem hat, was in verschiedenen anderen Religionen als Seele oder Geist bezeichnet wird. Um Verwechslungen mit der herkömmlichen Vorstellung von Seele zu vermeiden, nennt Scientology dieses Wesen Thetan, nach dem griechischen Buchstaben theta , einem Symbol für Gedanke oder Leben. Der Thetan ist nicht ein Ding, er ist auch nicht der Verstand. Er ist der Schöpfer der Dinge. Er ist die Person selbst – die fortdauernde Identität, die das Individuum ist. Vom Thetan wird gesagt, daß er unsterblich sei und fähig, alles zu erreichen, einschließlich der Erschaffung von Materie, Energie, Raum und Zeit ( The Scientology Handbook, Seite xxiii; Scientology: The Fundamentals of Thought, Seite 75).

Die Lehren der Scientology besagen:

Gewöhnlich nimmt der Thetan den Raum innerhalb des Kopfes ein oder befindet sich in der Nähe des Körpers. Der Thetan kann in einem von vier Zuständen sein. Im ersten ist er völlig vom Körper oder von Körpern getrennt oder sogar von diesem Universum. Im zweiten Zustand ist er in der Nähe des Körpers und kontrolliert diesen wissentlich. Im dritten Zustand befindet er sich im Körper (im Kopf). Der vierte ist ein umgekehrter Zustand, bei dem er gezwungenermaßen außerhalb des Körpers ist und nicht in ihn hineingelangen kann. Bei diesen vier Zuständen gibt es Abstufungen. Aus der Sicht des Menschen ist der zweite Zustand optimal (Scientology: Die Grundlagen des Denkens, Seiten 64-65).

Scientology lehrt, daß ein Thetan zwar einer Verschlechterung unterworfen sein, aber seine vollständigen Fähigkeiten jederzeit wiedererlangen kann. Es ist eines der Ziele des „Prozessings“ oder „Auditings“ in der Scientology, den Menschen in den zweiten oben beschriebenen Zustand zu bringen, einen Zustand, in dem er – gemäß der Scientology – zufriedener und fähiger ist als er das sonst wäre. ( Scientology: Die Grundlagen des Denkens, Seite 65). Mehr dazu in einem späteren Abschnitt; hier reicht der Hinweis auf das grundlegende Element der Scientology-Lehre, daß der Mensch aus drei Teilen besteht: dem Körper – der organisierten physischen Substanz; dem Verstand – der hauptsächlich aus Bildern besteht; dem Thetan – der Seele oder dem Geist, der den Körper belebt und den Verstand als ein Kommunikations- und Kontrollsystem zwischen sich selbst und dem physikalischen Universum benutzt. Der Thetan ist der wichtigste dieser drei Teile, denn „ohne den Thetan gäbe es keinen Verstand oder keine Belebung des Körpers, wohingegen der Thetan auch ohne einen Körper Belebung oder Leben besitzt (Seite 147; siehe auch Scientology: Die Grundlagen des Denkens, Seiten 63-79, und Das Scientology-Handbuch, Seite xxiii).

Scientology beschreibt auch acht Dynamiken – Triebkräfte oder Impulse in Richtung auf Existenz oder Überleben. Auch wenn sie in der Literatur der Scientology mit verhältnismäßig geringfügigen Unterschieden beschrieben werden (siehe Scientology 0-8, Seite 7; Scientology: Die Grundlagen des Denkens, Seiten 39-42; Was ist Scientology?, Seiten 148- 149 und 548; Das Scientology-Handbuch, Seiten 53-77), seien diese Dynamiken hier kurz umrissen:

1.Der Drang zum Dasein als man selbst.

2.Der Drang zum Dasein als eine zukünftige Generation.

3.Der Drang zum Dasein als eine Gruppe, wie z.B. eine Schule, eine Stadt oder eine Nation.

4.Der Drang zum Dasein der Menschheit als eine Gattung.

5.Der Drang zum Dasein für alle Lebensformen.

6.Der Drang zum Dasein als das physikalische Universum, das aus Materie, Energie, Raum und Zeit besteht.

7.Der Drang zum Dasein als geistige Wesen oder von geistigen Wesen.

8.Der Drang zum Dasein als Unendlichkeit oder das Höchste Wesen.

In Dianetik hatte L. Ron Hubbard die ersten vier dieser Dynamiken beschrieben. In der Scientology fügte er die anderen vier hinzu. In Hinblick darauf, was bereits über das Konzept der Scientology vom Geist (dem Thetan) gesagt wurde, hat ihre Aufstellung der Dynamiken 7 und 8 einen besonders religiösen Charakter. Hubbard selbst stellt fest, daß die „Unendlichkeit“ in der achten Dynamik auch als das Höchste Wesen identifiziert wird, und daß diese Dynamik als die Gottdynmaik bezeichnet werden kann ( Scientology: Die Grundlagen des Denkens Seite 41). Er merkt an, daß „das Wissensgebiet Scientology nicht in die Dynamik des Höchsten Wesens eindringt“ aber daß „man nur dann die wahre achte Dynamik erfassen kann, wenn man die siebte Dynamik in ihrer Gänze durchdrungen hat“ (Scientology: Die Grundlagen des Denkens, Seiten 41-42).

Das Glaubensbekenntnis der Scientology Kirche verweist zweimal auf Gott. Nach der Aufzählung verschiedener unveräußerlicher Rechte aller Menschen sagt das Glaubensbekenntnis, daß „keine Instanz außer Gott die Macht hat, diese Rechte vorübergehend außer Kraft zu setzen oder aufzuheben, sei es öffentlich oder verborgen“. Später bekräftigt das Glaubensbekenntnis, daß die Gesetze Gottes es dem Menschen verbieten, seinen Mitmenschen gegenüber bestimmte Arten von schädlichem Verhalten an den Tag zu legen. Das Glaubensbekenntnis sagt weiter nichts über das Wesen Gottes aus.

Eine andere offizielle Publikation, Hintergründe und Zeremonien der Scientology Kirche beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung verschiedener religiöser Philosophien und betont diejenigen Punkte, bei denen Scientology Ähnlichkeiten aufweist. Dort wird festgestellt:

In der Scientology glauben wir, daß wir – wenn wir spirituell immer bewußter werden – uns auch Gott, dem Höchsten Wesen, dem ersten – unbewegten – Beweger, bewußter werden.

Jede Definition Gottes muß zwangsläufig subjektiv sein, und wir versuchen nicht, Gott als eine Realität für alle zu definieren. Es wäre theoretisch nur möglich, sich Gottes in allen Handlungen und Äußerungen völlig bewußt zu sein, wenn man spirituell fortgeschritten wäre. ( Hintergründe und Zeremonien der Scientology Kirche, Seite 22).

Die Idee eines Gottes als oberstem Beweger wird auch an anderer Stelle in dieser Schrift noch einmal ausgesprochen, wenn Bezug genommen wird auf „den Schöpfer oder das Höchste Wesen“ (Seite 10), dem „Urheber des Universums“ (Seite 27) und „dem Verhältnis des Menschen zu seinem Schöpfer“ (Seite 16).

Zusammenfassend kann man sagen, daß Scientology zwar die Existenz Gottes, des Höchsten Wesens, bejaht, aber kein Dogma darüber hat, in welcher Form dieser Gott existiert. Trotzdem glauben die Scientologen, daß durch den spirituellen Fortschritt, den man in Scientology macht, jeder die achte oder Gott-Dynamik erreichen kann, und daß dann die wahre Natur Gottes jedem subjektiv offenbart werden wird.

Scientology ist also in bestimmter Weise Religionen wie dem Buddhismus oder Unitarismus verwandt, die vorsichtig damit sind, dogmatische Definitionen oder Beschreibungen von Gott zu geben. Scientology kennt keine Anbetung Gottes im hergebrachten westlichen Sinn. Scientologen streben eher wie viele östliche Religionen nach persönlichem, spirituellem Bewußtsein oder nach Erleuchtung. Wie im nächsten Abschnitt noch deutlich gemacht werden wird, gibt es auch andere Aspekte, in denen Scientology den großen Religionen des Ostens näher steht als denen des Westens.

IV.II. DIE ERZÄHLERISCHE ODER MYTHISCHE DIMENSION

Eine erzählerische oder mythische Dimension ist in L. Ron Hubbards Schriften über den Ursprung des physikalischen Universums, das aus Materie, Energie, Raum und Zeit (im Englischen mit MEST abgekürzt) besteht, ganz offensichtlich. Hubbard schreibt: „Das Leben ist ein Spiel von Freiheit und Einschränkungen“ ( Scientology 8-8008, Seite 141); um ein Spiel zu haben, erschufen Thetane MEST, was ihnen einige Beschränkungen auferlegte. Die Thetane verloren schließlich aufgrund ihrer zunehmenden Verstrickung in MEST das Wissen über ihre eigenen, uneingeschränkten Fähigkeiten. Es ist die Zielsetzung der Scientology, den Thetanen zu ermöglichen, diese uneingeschränkten Fähigkeiten wiederzuentdecken. Dazu gehört das Auslöschen dessen, was als „reaktiver Verstand“ bezeichnet wird – der Teil des Verstandes, der solche Geschehnisse aufzeichnet, die im Zustand vollständiger oder teilweiser Bewußtlosigkeit passieren, während man einem körperlichen oder emotionellen Trauma ausgesetzt ist, wie beispielsweise nach einem Unfall oder unter Narkose. Die Wahrnehmungen dessen, was in solch traumatischen Momenten in der Umgebung der Person gesagt oder getan wird, werden – Scientology zufolge – im reaktiven Verstand als Engramme aufgezeichnet.

Hubbard lehrte, daß Engramme sich nicht nur während des jetzigen Lebens, sondern auch aus vorherigen Leben angesammelt haben können. In dem Buch Haben Sie vor diesem Leben gelebt? (Seite 1) schrieb er, daß „die Existenz von früheren Leben in der Scientology bewiesen ist“ und er beschrieb mehrere Geschichten von Menschen, die Ereignisse aus früheren Leben wiedergeben. Im Vorwort zu Scientology: Die Geschichte der Menschheit schrieb er (Seite 1), „dies ist eine kaltblütige und wahre Geschichte Ihrer letzten sechzig Billionen Jahre“. Er berichtete auch (Seite 3), daß er nur langsame und mittelmäßige Erfolge bei Menschen erzielen konnte, die unter geistigen und körperlichen Krankheiten litten, wenn er das Auditing auf Geschehnisse des jetzigen Lebens beschränkte, während die Ergebnisse schnell und spektakulär waren, wenn er die „ganze Zeitspur“, einschließlich früherer Leben, auditierte. In dem Buch Mission into Time (ursprünglich unter dem Titel A Test of Whole Track Recall veröffentlicht) sprach er über sein Leben als Matrose in Karthago circa 200 v. Chr. Weiterhin schrieb er (Seite 69): „Ich weiß mit Gewißheit, wo und was ich in den letzten 80 Billionen Jahren war.“ Ebenfalls schrieb er, durch das Auditieren seiner Gesamtzeitspur entdeckt zu haben, daß es sich wiederholende Gesellschaftsformen gegeben habe; zum Beispiel, daß:

es vor dreiunddreißig Billionen Billionen Jahren eine Gesellschaft gab, die nicht viel anders aussah als die Gesellschaft um 1920, aber mit dem Rokoko des 19. Jahrhunderts – das Motiv der eingetopften Palme, der Fedora-Hut, dieselbe Kleidung, die verschiedenen Symbole. Der gut angezogene Mann trug ein breitgestreiftes Hemd. Einige Zeitalter später gab es im gleichen Gebiet eine arabische Zivilisation, die nichts von Autos oder Maschinen wußte, aber viele Minarette, Turbane, weite Hosen und Pferde hatte ( Mission into Time, Seite 74).

Geschichten wie diese bilden die erzählerische oder mythische Dimension der Scientology. Der Glaube an frühere Leben hat einige Parallelen mit der Lehre von der Reinkarnation im Hinduismus und im Buddhismus, auch wenn Scientologen diesen Begriff im allgemeinen nicht benutzen, um ihren Glauben zu beschreiben. Ein neues offizielles Nachschlagewerk der Scientology sagt:

Heute haben viele Menschen in Scientology die Gewißheit, daß sie vor diesem Leben bereits andere gelebt haben. Sie werden frühere Leben genannt, nicht Reinkarnation. Es steht dem einzelnen frei, daran zu glauben oder nicht. Frühere Leben sind in Scientology kein Dogma, aber im allgemeinen erleben Scientologen im Auditing frühere Leben und wissen dann, daß sie schon einmal gelebt haben (Was ist Scientology?, Seiten 546-547).

Eine starke Betonung der erzählerischen oder mythischen Dimension der Scientology liegt also auf den Aktivitäten und Erfahrungen des Thetans aus vergangenen Zeiten, ganz gleich ob dies nun mit der Schöpfung von Materie, Energie, Raum und Zeit oder mit wichtigen Erlebnissen zu tun hat, von denen angenommen wird, daß sie den Thetan in diesem Leben oder in einem früheren Leben beeinflußt haben. Ein weiterer Aspekt der erzählerischen Dimension ist die Darstellung der Lebensgeschichte L. Ron Hubbards als maßgebliche Quelle der Lehren und Praktiken von Scientology, die in verschiedenen Scientology-Schriften gegeben wird.

IV.III. DIE PRAKTISCHE UND RITUELLE DIMENSION

Das Herzstück der Scientology liegt in bestimmten religiösen Praktiken, von denen eine der wichtigsten als Auditing oder Prozessing bezeichnet wird. Diese Praktik baut auf einem persönlichen Vertrauensverhältnis zwischen einem offiziell beauftragten Auditor (einem Geistlichen oder Geistlichen in Ausbildung der Scientology Kirche) und der Person auf, die Nutzen aus dem Auditing ziehen will. Das Ziel des Auditors ist es, der anderen Person (die als Preclear bezeichnet wird) zu helfen, die sie schwächenden Erlebnisse (Engramme) früherer Erfahrungen zu entdecken und auszulöschen. In einer Auditing-Sitzung, die üblicherweise bis zu zweieinhalb Stunden dauert, stellt der Auditor eine vorgegebene Reihe von Fragen, wobei er jede Antwort des Preclears bestätigt, bevor er zur nächsten Frage übergeht. Als Teil dieses Prozesses benutzt der Auditor ein Elektropsychometer (E-Meter), um mit dessen Hilfe Bereiche seelischer Qual oder Schwierigkeit zu lokalisieren. Es gibt verschiedene Auditing-Prozesse, die alle darauf ausgerichtet sind, dem Preclear bei der Verbesserung seiner Fähigkeit zu helfen, Teile seiner Existenz zu konfrontieren und in Ordnung zu bringen. Wenn ein bestimmter Lebensbereich einer Person auf diese Weise zufriedenstellend bewältigt ist, dann geht der Auditingprozeß zum nächsten Thema über. Das Endziel, das viele Auditing-Sitzungen erfordert, ist das Erreichen neuer Daseinszustände, die Clear und Operierender Thetan genannt werden, und die unter dem Thema der Dimension der Erfahrung näher besprochen werden.

Obwohl das Auditing in der Scientology einige Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Beichte und der geistlichen Beratung in anderen Religionen aufweist, hat es seine eigenen charakteristischen Merkmale und Vorgehensweisen wie auch seine eigenen charakteristischen Interpretationen der spirituellen Bedeutung dieser Vorgehensweisen. Scientologen behaupten, daß Auditing eine Wirksamkeit hat, die es sonst nirgendwo gibt. Eine offizielle Veröffentlichung sagt dazu:

In der Technologie des Auditings gibt es keine Variablen, zufälligen Resultate oder willkürlichen Anwendungen. Während des Auditings wird nicht nebelhaft frei assoziiert. Jeder Prozeß hat einen exakten Aufbau. Wird er genau angewendet, erzielt man ein bestimmtes Endresultat. Scientology-Auditing kann jeden aus einem Zustand geistiger Blindheit zur strahlenden Freude eines spirituellen Daseins erheben. (What is Scientology?, Seite 156)

Eine weitere fundamentale Praktik der Scientology wird als Ausbildung bezeichnet. Diese beinhaltet systematisches Studium und Anwendung der Axiome und Prinzipien der Scientology, wie sie von L. Ron Hubbard formuliert worden sind. Es gibt viele solcher Ausbildungs-Programme, die von einführenden Kursen, die grundlegende Prinzipien lehren, über längere Kurse, auf denen professionelle Auditoren ausgebildet werden, bis hin zu noch weiter fortgeschrittenen Kursen, in denen die höchsten Ebenen des geistigen Bewußtseins und Könnens vermittelt werden, reichen.

Einrichtungen für diese Programme gibt es an ausgewählten Orten, an denen die Person die vorgeschriebenen Materialien studiert und sie in der Praxis anzuwenden lernt, wobei sie in ihrer eigenen Geschwindigkeit und unter der allgemeinen Anleitung ausgebildeter Kursüberwacher (Geistlicher) voranschreitet. Genauso wie Auditing von Scientologen als unbedingte Notwendigkeit zur Erreichung des Zustands Clear und darüber hinaus betrachtet wird, so wird auch die Ausbildung als unbedingt notwendig erachtet, will man den Zustand des Clear aufrechterhalten und darüber hinaus fortschreiten. Auch wenn der Inhalt dieser Ausbildung scientologyspezifisch ist, so ist die Zielsetzung, die sie nach Meinung der Scientologen erfüllt, durchaus mit den verschiedenen spirituellen Übungen und Ausbildungsprogrammen anderer Religionen vergleichbar, die den gleichen Zielen dienen sollen.

Die praktische und rituelle Dimension der Scientology hat auch andere Elemente, die denen anderer Religionen in mancher Hinsicht ähnlich sind. In einer Sonntagsandacht der Scientology Kirche findet man vieles, was man in einer Unitarischen Universalisten-Kirche auch finden würde. Die Predigt dreht sich meist um eines der Prinzipien von Scientology, also eines der Axiome, einen Aspekt ihrer Kodizes oder eine der acht Dynamiken; oder das Glaubensbekenntnis der Scientology Kirche und das „Gebet für Vollständige Freiheit“ werden vorgelesen. Wie andere religiöse Gemeinschaften, so führt auch die Scientology Kirche ihre Riten für den Lebensweg, wie Namensgebung, Hochzeiten und Beerdigungen durch. Aufgrund ihrer Lehrsätze über frühere Leben ist die Namensgebung in der Scientology von besonderer Bedeutung.

IV.IV. DIE DIMENSION DER ERFAHRUNG

Wie bereits beschrieben, ist es das vorrangige Ziel der Scientology, den Menschen bei der Erreichung des Zustandes Clear zu helfen. Das beinhaltet, alle Engramme auszulöschen und so den „reaktiven Verstand“ zu beseitigen. Der Scientology zufolge stellt die Erlangung des Zustandes Clear die eigene Individualität und Kreativität, die jedem innewohnende Güte und die eigene Anständigkeit wieder her und verstärkt diese. Die Beschreibungen, die in Was ist Scientology? (Seiten 307-309) von Menschen gegeben werden, die den Zustand Clear erreicht haben, sind ebenso enthusiastisch wie die Erzählungen strenggläubiger Christen über den Wandel, den ihr Leben durch die Begegnung mit Christus erfahren hat. Scientologen erheben den Anspruch, daß das Erreichen des Zustands Clear vor der Existenz Scientologys unmöglich war:

Den Zustand Clear hat es zuvor noch nie gegeben. Egal, wie fähig ein Wesen gewesen sein mag oder welche Kräfte es besessen hat, und auch ungeachtet seiner Stärke; der reaktive Verstand war immer noch da, wenn auch versteckt, und hat es letztendlich wieder heruntergezogen. Der volle Glanz des Zustandes Clear hat keine vergleichbare Beschreibung in der existierenden Literatur unserer Kultur, weder religiöser noch anderer Art. Nach diesem Zustand wurde lange gesucht, aber er war ohne die Forschungen und Durchbrüche L. Ron Hubbards unmöglich zu erreichen ( Was ist Scientology?, Seite 221).

Durch den Anspruch der Einzigartigkeit des angebotenen Erlösungsweges ist die Scientology paradoxerweise den abrahamitischen Religionen – Judaismus, Christentum und Islam – sehr ähnlich.

Scientology lehrt auch, daß man nach Erlangung des Zustands Clear zu noch höheren Ebenen geistiger Freiheit – die verschiedenen Stufen des Operierenden Thetans (OT) – aufsteigen kann. Der Operierende Thetan wird definiert als „ein Seinszustand oberhalb von Clear, in dem sich der Clear mit seinen ursprünglichen Fähigkeiten erneut vertraut gemacht hat. Ein Operierender Thetan ist wissentlich und willentlich Ursache über Leben, Denken, Materie, Energie, Raum und Zeit“ ( Was ist Scientology?, Seite 814). In diesem Zusammenhang bedeutet „operieren”, daß man „fähig ist zu verursachen, ohne von Dingen abhängig zu sein“ (Scientology 0-8, Seite 226).Wenn dieser Zustand vollständig erreicht ist, dann ist der Thetan fähig, alles zu erreichen (Das Scientology-Handbuch, Seite xxii). Folglich wird ausgesagt, daß die Fähigkeiten des Thetans, die er im Laufe der Zeit eingebüßt hat, wiedererlangt werden, während sich die Person durch die OT-Stufen emporarbeitet – bis der Thetan schließlich eine Ebene vollständigen Bewußtseins, vollständiger Erinnerung und Fähigkeit als ein vom Körper unabhängiges Wesen erreicht, befreit vom endlosen Kreislauf von Geburt und Tod (Was ist Scientology?, Seiten 222-223). Dieser Zustand hat einige Ähnlichkeit mit dem buddhistischen Begriff des Nirwana.

Der Weg, der von den Scientologen beschritten wird, um systematisch die höchste Ebene des Bewußtseins – vollständige Freiheit – zu erlangen, wird Die Brücke genannt. Verschiedene Publikationen der Scientology enthalten eine Karte, die die Reihenfolge der zu absolvierenden Schritte aufzeigt, um dieses Ziel zu erreichen, und die die Bewußtseinsmerkmale darlegt, die mit jeder dieser Ebenen verbunden sind. Scientologen behaupten, daß ihre Erfahrung die Wirksamkeit des Weges beweist, der von L. Ron Hubbard aufgezeichnet wurde, und daß die Scientology der Höhepunkt einer religiösen Tradition ist, die sich über zumindest zehntausend Jahre durch die buddhistischen, hinduistischen, und wedischen Schriften wie auch Teile der keltischen, griechischen und frühen christlichen Lehren zurückverfolgen läßt ( The Phoenix Lectures, Kapitel 1-3; Das Scientology-Handbuch, Seite xxvii).

IV.V. DIE ETHISCHE DIMENSION

Die Scientology lehrt auch, daß Fortschritt auf Der Brücke die Erfüllung hoher moralischer und ethischer Normen sowohl erfordert wie auch möglich macht. Folglich behauptet Hubbard in seinem Werk Einführung in die Ethik der Scientology (Seite 9), daß die Entwicklung der „grundlegenden Technologie der Ethik“ ein wichtiger Durchbruch in der Scientology war.

Hubbard gebrauchte den Begriff „Moral“, um eine Reihe von allgemein anerkannten Regeln des guten Benehmens (Seite 24) zu beschreiben, während er Ethik als „die Handlungen“ definiert, „die der einzelne auf sich nimmt, um optimales Überleben für sich und andere auf allen [acht] Dynamiken zu erreichen“ (Seite 17). Hubbard betont die Vernunft als Grundlage ethischen Verhaltens: „Ethik besteht in Wirklichkeit aus Vernunft in Richtung auf die höchsten Ebenen des Überlebens“ (Seite 15); „Wenn ein Moralkodex äußerst vernünftig wäre, könnte er gleichzeitig als äußerst ethisch betrachtet werden.Aber nur auf dieser höchsten Stufe könnte beides als gleich angesehen werden“ (Seite 25).

Während sich Scientology entwickelte, wurden auch eine Reihe von Verhaltensregeln für bestimmte Situationen aufgestellt. Dazu gehört der Auditoren- Kodex, der eine Reihe von Versprechen beinhaltet, an die sich der Auditor halten muß, um professionelle Standards zu erfüllen. Ein anderer ist der Kursleiter-Kodex, der die Verhaltensnormen für Personen regelt, denen in der Scientology Kirche die Beaufsichtigung der Ausbildung obliegt. Dazu gehört auch der Ehrenkodex, der eine Reihe allgemeingültiger Regeln zur Anwendung im zwischenmenschlichen Bereich enthält. Des weiteren existiert der Kodex eines Scientologen, der Anleitungen für ein Verhalten zur Wahrung der Menschenrechte und für die weltweite Verbreitung der Scientology gibt. ( Was ist Scientology?, Seiten 580-587).

Scientology hat ihre eigene Terminologie für schädliche Handlungen oder die Verletzung eines Moralkodexes, mit dem man sich einverstanden erklärt hat. Derartiges Verhalten wird als Overt bezeichnet. Ein Overt, der verheimlicht oder abgestritten wird, wird Withhold genannt. Während des Auditings erhalten – unter anderem – die Overts und Withholds Aufmerksamkeit, die der Preclear ins Reine bringen muß.

Allgemeiner gesehen wird in Scientology das Gute als „konstruktive Überlebenshandlung“ betrachtet (Einführung in die Ethik der Scientology, Seite 19). Da Aufbau auch ein gewisses Maß an Zerstörung mit sich bringt, muß der Wert des ersteren den Wert des letzteren überwiegen, damit es als gut betrachtet werden kann. Umgekehrt ist laut Definition etwas, das mehr destruktiv als konstruktiv ist, schlecht.

Ausgehend von diesen Definitionen, bietet Scientology eine Methode an, mit der das 12 Individuum sein Ethik-Niveau schrittweise erhöhen und so das Überleben auf jeder der acht Dynamiken verbessern kann. Die „Technologie der Ethik“ legt zwölf „Ethik-Ebenen“ oder Zustände dar und bietet genaue Schritte oder Formeln, um von einer Ebene zur nächsthöheren zu gelangen. Die niedrigste Ebene ist ein Zustand der Verwirrung, wo es nur Unordnung und nichts Produktives gibt. Die höchste Ebene ist der Zustand der Macht, bei dem es wenig oder nichts gibt, was das Überleben gefährden kann. Zwischen diesen beiden Extremen liegen verschiedene andere Zustände, in der Reihenfolge: Verrat, Feind, Zweifel, Belastung, Nicht-Existenz, Gefahr, Notstand, normales Arbeiten, Überfluß und Machtwechsel (Einführung in die Ethik der Scientology, Kapitel 3 und 4).

Obwohl die Scientologen den Begriff „Ethik“ in einigen Bedeutungen verwenden, die sich vom vorherrschenden westlich-philosophischen Sprachgebrauch unterscheiden, ist offensichtlich, daß die ethische Dimension ein tragender Bestandteil der Scientology ist. Unter dieser Rubrik ist auch die Broschüre Der Weg zum Glücklichsein erwähnenswert, die von Hubbard als „nicht-religiöser Moral-Kodex, der gänzlich auf gesundem Menschenverstand beruht“ geschrieben wurde. Während die 21 Regeln, die in dieser Broschüre beschrieben werden, nicht nur für Scientologen bestimmt sind, werden sie von den Scientologen als Teil ihres Moral-Kodex akzeptiert. Promiskuität, Mord, Diebstahl, illegale Handlungen und einem Menschen zu schaden, der guten Willens ist, sind verboten. Ermuntert wird: Sich selbst zu pflegen, Mäßigkeit, Kindern Liebe und Hilfe zu geben, Eltern zu ehren, ein gutes Beispiel zu geben, sich an die Wahrheit zu halten, Unterstützung einer Regierung, die für alle gedacht ist und im Interesse aller handelt, Schutz und Verbesserung der Umwelt, Vertrauenswürdigkeit, seinen Verpflichtungen nachzukommen, Fleiß, Entwicklung von Kompetenz, Respekt vor dem religiösen Glauben anderer, andere nicht so zu behandeln, wie man selbst nicht behandelt werden will, andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden will und erfolgreich zu sein.

Als praktischer Ausdruck moralischer Prinzipien wie der eben genannten haben sich Institutionen, die von der Scientology Kirche ins Leben gerufen wurden, in der Verhütung des Drogenmißbrauchs, der Rehabilitation von Drogensüchtigen und Kriminellen, in der Ausmerzung des Analphabetentums und der Behebung von Ausbildungsdefiziten, in der Verbesserung der Umwelt, in der Katastrophenhilfe und in der Verteidigung der Menschenrechte engagiert.

IV.VI. DIE SOZIALE UND INSTITUTIONELLE DIMENSION

Die ekklesiastische Struktur der Scientology Kirche ist hierarchisch und in Übereinstimmung mit den Stufen der Brücke zur völligen Freiheit aufgebaut. Auf der untersten Stufe dieser Hierarchie sind die Feldauditoren und die Dianetik-Beratungsgruppen. Die Feldauditoren können die im Rahmen ihrer Ausbildung und Autorisierung erlaubten Auditing- und Einführungsdienste entweder alleine oder in einer Dianetik-Beratungsgruppe geben. Damit die Menschen, nachdem sie in Scientology eingeführt wurden, den weiteren Weg über die Brücke beschreiten können, werden sie an die zuständigen Klasse-V-Organisation der Scientology für weiteres Auditing und Ausbildung verwiesen.

Die Scientology-Missionen bilden die zweite Stufe in der kirchlichen Hierarchie. Solche Missionen sind meistens in jenen Erdteilen zu finden, in denen Scientology noch nicht vollständig etabliert ist. Sie bieten einführende Dienste in Dianetik und Scientology an. Da sie nicht den Status einer Kirche besitzen, können diese Missionen keine Scientology- Geistlichen ausbilden oder ordinieren. Es wird von Missionen jedoch erwartet, daß sie mit wachsender Größe und mit der Erlangung einer höher ausgebildeten Leitung den Status einer Scientology Kirche (Klasse-V-Organisation) erlangen.

Klasse-V-Organisationen sind die dritte Stufe in der Hierarchie. Ihnen ist es erlaubt, Auditing und Ausbildung bis zur Stufe Clear zu erteilen. Sie überprüfen die Aktivitäten von Feldauditoren und Missionen, ermöglichen die grundlegende Ausbildung zum Geistlichen und sind die Zentren anderer ritueller und gemeinschaftlicher Aktivitäten, die in den vorstehenden Abschnitten beschrieben worden sind. Klasse-V-Organisationen bilden das Herzstück der tagtäglichen geistlichen Aufgaben in der Scientology Kirche.

In weltweit vier Hauptzentren gibt es Kirchen mit höherem Status, die weitergehendes Scientology-Auditing und Ausbildung zur Verfügung stellen. Wer an diesen Programmen teilnimmt, tut dies meist sehr intensiv auf Vollzeitbasis, oft in der Erwartung, nach der Rückkehr in seine lokale Scientology Kirche dort als Geistlicher arbeiten zu können.

Die Flag Service Organisation in Clearwater in Florida hat einen noch höheren Status. Dieses Zentrum bietet fortgeschrittenes Auditing in vielen Sprachen und die höchsten Stufen der Auditoren-Ausbildung an.

Die allerhöchsten Ebenen des Scientology-Auditings finden auf dem Schiff Freewinds in der Karibik statt. Dieses Schiff, das Heim der Flag Ship Service Organisation der Scientology Kirche, ist auch eine Stätte für Tagungen, Seminare und spezielle Kurse, die von Scientologen aus allen Teilen der Welt besucht werden.

Mit der Leitung der weltweiten Aktivitäten der Scientology Kirche sind die ekklesiastischen Körperschaften in Los Angeles betraut. Der Leitende Direktor International wird von elf Führungskräften unterstützt, von denen jede eine bestimmte Aktivität oder Funktion innerhalb der Kirche leitet. Die administrative Struktur der Church of Scientology International (CSI) hat einige Ähnlichkeiten mit dem Aufbau innerhalb der römisch-katholischen Kirche, auch wenn die Aufgaben der einzelnen Führungskräfte der CSI auf Scientology zugeschnitten sind, und die organisatorischen und administrativen Theorien L. Ron Hubbards widerspiegeln.

Die Scientology Kirche legt besondere Aufmerksamkeit darauf, sicherzustellen, daß die Verfahren im Auditing und in der Ausbildung exakt so sind, wie Hubbard sie spezifiziert hat. Seine Werke über Scientology werden als die Schriften bezeichnet. Diese Schriften erfüllen also dieselbe Funktion wie die heiligen Schriften in vielen anderen Religionen. Die höchste Autorität in Fragen der Orthodoxie der Lehre und Praxis von Scientology ist das Religious Technology Center, das zu diesem Zweck von Hubbard ins Leben gerufen wurde.

In Übereinstimmung mit ihrem Glauben, daß sie unsterbliche geistige Wesen sind, unterschreiben einige Mitglieder der Scientology Kirche ein Gelöbnis des ewigen Dienstes für die Scientology und ihre Ziele. Diese Personen gehören zu einer religiösen Bruderschaft, die Sea Organization genannt wird. Sie tragen charakteristische Uniformen und leben meist in Gemeinschaft. Hier zeigen sich wieder ganz offensichtliche Ähnlichkeiten mit den religiösen Bruderschaften in einigen anderen Religionen.

IV.VII. DIE MATERIELLE DIMENSION

Wie die Moscheen des Islams, die Kirchen des Christentums und die Tempel des Buddhismus, des Hinduismus und des Judaismus, sind die Kirchen der Scientology oft mit besonderen religiösen Symbolen geschmückt; am wichtigsten darunter sind zwei aufeinanderliegende Dreiecke, die durch den Buchstaben S, für Scientology, verbunden sind. Die Dreiecke symbolisieren grundlegende Elemente in der Lehre von Scientology. Die Ecken des ersten Dreiecks stehen für Affinität, Realität und Kommunikation, die Hubbards Lehre zufolge zusammen Verstehen hervorbringen. Die Ecken des zweiten Dreiecks bedeuten Wissen, Verantwortung und Kontrolle, die für alle Lebensbereiche einer Person als notwendig erachtet werden.

Ein weiteres verbreitetes Symbol der Scientology ist das Sonnenkreuz, das dem Kreuz des Christentums ähnlich ist, aber vier zusätzliche Spitzen aufweist, die aus dem Zentrum kommen. Die acht Enden des Scientology-Kreuzes stellen die acht Dynamiken dar, die oben beschrieben wurden. Dieses Kreuz wird gewöhnlich von den Geistlichen der Scientology Kirche getragen.

Andere offizielle Symbole repräsentieren Dianetik, die Mitgliedschaft in der Sea Organization, das Erreichen der Stufe eines Operierenden Thetans und die Mitgliedschaft in der Abteilung 6 (der Öffentlichkeitsabteilung der Scientology Kirche). Die Benutzung dieser und anderer offizieller Symbole wird vom Religious Technology Center streng geregelt.

Ein weiterer Teil der materiellen Dimension der Scientology ist das E-Meter, das in den Schriften der Scientology als „religiöses Hilfsmittel in der kirchlichen Beichte“ beschrieben wird. Das E-Meter ist ein wichtiges Gerät im Auditing, das wiederum eine wichtige Aktivität in der Scientology ist.

Teil der materiellen Dimension der Scientology sind auch ihre zahlreichen Publikationen, angefangen von Bestsellern wie dem Buch Dianetik, über die vielen Bände der Research and Discovery Series, Understanding the E-Meter, Hintergründe und Zeremonien der Scientology Kirche, Der Weg zum Glücklichsein, bis zu den fast 3000 aufgezeichneten Vorträgen von Mr. Hubbard. Wie bereits erwähnt sind Hubbards religiöse Schriften die heiligen Schriften der Scientology. Die Verbreitung dieser Schriften wird von der Scientology Kirche als ein Mittel angesehen, um Hubbards höchstes Ziel, die gesamte Welt zur Stufe des Clear zu bringen, zu erreichen.

V. SCHLUSSFOLGERUNG

Die obige Analyse zeigt, daß die sieben Dimensionen der Religion, die Smart beschrieben hat, alle in der Scientology vorhanden sind. Sie zeigt auch, daß viele ihrer Glaubensgrundsätze und Praktiken den Bräuchen, die in einer oder mehreren anderer anerkannter Religionen gefunden werden, ähnlich sind oder entsprechen, wenn auch Scientology ihre eigenen Charakteristiken aufweist.

Die Frage, ob Scientology eine Religion ist, wurde auch vom Obersten Gericht von Australien (The Church of the New Faith v. The Commissioner for Pay-roll Tax, Australian Law Journal Reports 57 [1983]: 785 und folgende) untersucht. Der Gerichtshof hatte einstimmig beschlossen, daß Scientology eine Religion ist. In der Urteilsbegründung dieses Falles hatten die Richter Mason und Brennan zwei Kriterien für Religion vorausgestellt: „(i) Glauben an ein Höchstes Wesen, Ding oder Prinzip; und (ii) die Annahme von Verhaltensregeln, um diesen Glauben zur Wirkung gelangen zu lassen“ (Australian Law Journal Reports 57 [1983]: 785). Die Richter Wilson und Deane verwendeten vier Kriterien für die Entscheidung, ob ein bestimmtes System von Ideen und Praktiken eine Religion darstellt:

(i) daß die jeweilige Sammlung von Ideen und/oder Praktiken den Glauben an das Übernatürliche beinhaltet, das heißt, den Glauben, daß die Wirklichkeit die mit den Sinnen wahrnehmbare Welt überschreitet; (ii) daß die Ideen auch die menschliche Natur und den Platz des Menschen im Universum und sein Verhältnis zum Übernatürlichen beschreiben; (iii) daß die Ideen von Anhängern als Bedingung oder Ermutigung akzeptiert werden, gewisse Normen oder Verhaltensregeln einzuhalten oder bestimmten Praktiken nachzugehen, die eine übernatürliche Bedeutung haben; (iv) daß sie eine identifizierbare Gruppe oder identifizierbare Gruppen bilden, ganz gleich, wie lose zusammengehalten und wie verschieden in Glauben und Praktiken sie auch sein mögen (Australian Law Journal Reports 57 [1983]:785).

Einer oder mehrere der Richter dieses Falles hatten auch besonders die Tatsache in Betracht gezogen, daß es Zusätze zum Glauben und zu den Praktiken der Scientology seit ihrer ersten Formulierung gegeben hat, daß Scientology nicht darauf besteht, daß seine Mitglieder alle anderen religiösen Bindungen ablegen und daß es eine starke kommerzielle Betonung in den Handlungsweisen der Scientology gibt. Die Richter kamen zu dem Ergebnis, daß keiner dieser Gründe ausreiche, um Scientology die Anerkennung als Religion zu verweigern; genau genommen könnten ähnliche Feststellungen über manch andere anerkannte Religion in verschiedenen Phasen ihrer Geschichte auch gemacht werden.

Auf Grund der vorstehenden Analyse komme ich zu dem Schluß, daß Scientology zu Recht als Religion anerkannt wird. Scientology sowohl nur die wichtigen allgemeinen Charakteristiken, die für anerkannte Religionen typisch sind, als auch ihre eigenen unverwechselbaren Merkmale – besondere Glaubensgrundsätze und Praktiken, die sie als eine selbständige Religion und nicht als eine Nicht-Religion charakterisieren.

Alan W. Black, 24. Januar 1996

1 W.G. Runciman, „The Sociological Explanation of ‘Religious’ Beliefs“,Archives Européennes de Sociologie 10 (1969):149-191.

2 Werner Cohn, „Is Religion Universal? Problems of Definition“,Journal for the Scientific Study of Religion 2 (1962):25-33.

3 Smart war von 1967 bis 1982 Professor für Religionswissenschaft an der Universität von Lancaster (in Großbritannien) und ist seit 1976 Professor der religionswissenschaftlichen Fakultät an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara, wo er heute der J. F. Rowney Professor für vergleichende Religionswissenschaft ist.

4 Zum Beispiel in Alan W.Black und Peter E. Glasner, Herausgeber, Practice and Belief: Studies in the Sociology of Australien Religion, Allen und Unwin,1983.

Ist Scientology eine Religion? (Alan W. Black)

In Englisch:

Is Scientology a Religion? (Alan W. Black)
In Italienisch:

Scientology è una Religione? (Alan W. Black)

In Spanisch:

¿Es Cienciología una religión? (Alan W. Black)