David Chidester – Scientology: Eine Religion in Südafrika

I. EINFÜHRUNG

Religionen sind, unter anderem, unverwechselbare Versuche des Menschen, heilige Zeit und heiligen Raum zu erschaffen. Religionen bestimmen die Feiertage eines heiligen Kalenders mit Tagen besonderen Brauchtums, Feierns oder Gedenkens. Religionen schaffen auch heilige Stätten – Orte des Gottesdienstes, der Versammlung, der Wallfahrt – denen spezielle rituelle Beachtung zukommt. Durch die Mitwirkung an heiliger Zeit und an heiligem Raum verankern die Menschen ihr religiöses Engagement in der Welt.

Alle Religionen, selbst die „neuen religiösen Bewegungen“, finden Mittel und Wege, Zeit und Raum eine besondere Weihe zu verleihen. Im gesamtkirchlichen Kalender der Feiertage der Scientology Kirche ist zum Beispiel der 11. November als „Nationaler Gründungstag, Südafrika“ aufgeführt. Er feiert die Gründung der ersten Scientology Kirche in Südafrika in Johannesburg im Jahre 1957. Obwohl bereits 1955 Vorträge über Scientology in Johannesburg gehalten wurden, markiert die Gründung der ersten Kirche dort den Beginn des organisierten religiösen Lebens von Scientology in Südafrika.

Nach einem Jahrzehnt des Wachstums stieß die Kirche auf Widerstand seitens der südafrikanischen Regierung. Unter der Federführung des Gesundheitsministeriums wurde zwischen April 1969 und Dezember 1970 eine formelle Untersuchungskommission der Regierung einberufen, um die Scientology Kirche zu überprüfen. Mit der Vorlage ihres Berichts im Jahre 1972 gab die Kommission die nicht zu rechtfertigende Empfehlung, daß Scientology in Südafrika keine gesetzliche Anerkennung als Kirche oder Religion erfahren sollte.

Trotz der Empfehlung dieser Kommission wurde es der Church of Scientology jedoch gestattet, als gemeinnützige Organisation eingetragen zu werden. Im gesamtkirchlichen Kalender der Feiertage von Scientology markiert der 16. Januar den Feiertag „Anerkennungstag Afrika“ zum Gedenken an den Tag im Jahre 1975, an dem die Scientology Kirche in Südafrika als gemeinnützige Organisation anerkannt worden ist Die Kirche strebt jedoch in Südafrika die volle rechtliche Anerkennung als bona fide Religion an, eine Anerkennung, die Scientology in anderen Teilen der Welt bereits erhalten hat. Wenn dies geschieht, wird möglicherweise ein neuer Feiertag dem gesamtkirchlichen Kalender der Feiertage der Church of Scientology hinzugefügt.

Im Hinblick auf die Schaffung heiligen Raumes hat die Church of Scientology in den meisten großen Ballungszentren des Landes Stätten für den Gottesdienst etabliert. Der Gründung der ersten Kirche in Johannesburg folgten Gründungen von Scientology Kirchen in Kapstadt 1961, in Port Elizabeth 1962, in Durban 1963 und in Pretoria 1968. In Johannesburg wurde 1981 eine weitere Kirche gegründet, die den Norden von Johannesburg betreut. Wie alle heiligen Orte, so sind auch diese Kirchen Stätten für besondere Arten religiöser Aktivität. Ordinierte Geistliche stellen in diesen Kirchen ein breites Spektrum religiöser Dienste zur Verfügung, einschließlich Sonntagspredigten, seelsorgerischer Beratung und Zeremonien für Eheschließungen, Taufen und Trauerfeiern, die diese Orte zu vitalen Zentren des religiösen Lebens von Scientology machen.

Wie jede andere Religion ist Scientology demnach ein unverwechselbarer menschlicher Versuch, eine heilige Zeit und einen heiligen Raum zu schaffen. Scientology ist jedoch auch, wie jede andere Religion, ein unverwechselbarer menschlicher Versuch, menschlich zu sein. Gemäß der eigenen Definition der Kirche ist Scientology „eine angewandte religiöse Philosophie. Ihr Ziel ist es, ein Individuum zum Verständnis seiner selbst und seines Lebens als spirituelles Wesen in Beziehung zum gesamten Universum zu führen.“ 1 Mit anderen Worten, die Scientology Kirche entwickelt eine religiöse Form menschlichen Daseins, die in bezug auf heilige und übermenschliche Dimensionen des Lebens verwirklicht wird.

Die üblichen akademischen Definitionen von Religion konzentrieren sich gewöhnlich entweder auf die über das Mensch-Sein hinausgehenden oder auf die heiligen Besonderheiten religiöser Welten. Ein Versuch, Religion zu definieren, geht auf E. B. Tylor, einen Anthropologen des neunzehnten Jahrhunderts, zurück. Demnach ist Religion im wesentlichen eine Verpflichtung mit über das Mensch-Sein hinausgehender Transzendenz. Gemäß dieser Definition beinhaltet Religion eine Reihe von Glaubensvorstellungen und Praktiken in bezug auf geistige, übernatürliche oder übermenschliche Wesen, die sich über das gewöhnliche Niveau der menschlichen Existenz erheben und darüber hinausgehen. In einem anderen Ansatz zur Definition von Religion, der auf das Werk des Soziologen Émile Durkheim zurückgeht, beinhaltet Religion eine Reihe von Glaubensvorstellungen und Praktiken in bezug auf einen heiligen Mittelpunkt, der eine menschliche Gemeinschaft vereint. Aus dieser Perspektive verleiht Religion mittels Glauben an Mythen und Lehren, durch rituelle und ethische Praktiken, durch persönliche Erfahrung und durch Formen sozialer Organisation, dem Leben eine heilige Bedeutung und Macht. 2

Mit Sicherheit kann die Scientology Kirche, die sich aus den spirituellen Heilungstechniken der Dianetik entwickelte, die von ihrem Gründer L. Ron Hubbard bereits im Jahre 1950 formuliert worden waren, als eine Religion im Sinne der Standard-Definitionen bezeichnet werden. Jedoch haben akademische Diskussionen die Tendenz, die politische Dynamik von Ablehnung und Anerkennung zu ignorieren, die mit der Definition von Religion einhergeht. Bevor wir die grundlegenden Merkmale der Scientology-Religion skizzieren, ist es daher notwendig, hier kurz auf die strittige Geschichte der Anerkennung von Religionen in Südafrika einzugehen.

II. ANERKENNUNG EINER RELIGION

In westlichen Abhandlungen ist der Begriff „Religion“ schon immer problematisch gewesen. Seine alte lateinische Wurzel, religio, bezeichnete eine authentische Art des Handelns – gewissenhaft, treu und mit peinlicher Sorgfalt in den Details. Diese echte Handlungsweise war jedoch durch ihr Gegenteil, superstitio, definiert, eine Art von Verhalten, das durch Unwissenheit, Furcht und Täuschung motiviert war. Wie der Sprachwissenschaftler Emile Benveniste beobachtete, „verlangt der Begriff ,Religion‘ sozusagen als Gegenpart den ,Aberglauben‘“. 3 Zwangsläufig reduziert sich die Unterscheidung zwischen Religion und Aberglauben, zwischen authentisch und falsch, vertraut und fremdartig auf den grundlegenden Gegensatz von „uns“ und „denen“. In diesem Gegensatz wird der authentische Glaube für „uns“ in Anspruch genommen, während Glaubensvorstellungen und Gewohnheiten, die auf abergläubischer Ignoranz, Furcht und Schwindel beruhen, „denen“ zugeordnet werden.

Im südlichen Afrika hat dieser begriffliche Gegensatz zwischen Religion und Aberglaube eine lange Tradition, die ihren Niederschlag in Berichten von Europäern über einheimische afrikanische Glaubens- und Verhaltensformen fand. Während des gesamten neunzehnten Jahrhunderts lehnten es europäische Beobachter ab, anzuerkennen, daß die gegenständlichen Formen des religiösen Lebens in Afrika als „Religion“ gelten sollten. Zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts drückte zum Beispiel J. T. van der Kemp, der erste Missionar der London Missionary Society in Südafrika, seine Ablehnung der afrikanischen Religion aus. Bezugnehmend auf die Bevölkerung der östlichen Kapregion bemerkte van der Kemp: „Wenn wir unter Glaube die Ehrfurcht vor Gott verstehen, oder eine äußerliche Handlung, die diese Ehrfurcht ausdrückt, dann konnte ich niemals sehen, daß sie irgendeinen Glauben oder eine Vorstellung von der Existenz eines Gottes besaßen.“ 4 Van der Kemp leugnete eindeutig die Tatsache, daß die Bevölkerung der östlichen Kapregion eine echte „Religion“ hatte. Stattdessen bestand van der Kemp darauf, daß die Afrikaner unter der Ignoranz, der Furcht und der Täuschung des „Aberglaubens“ litten.

Diese Weigerung, afrikanische Glaubensvorstellungen und Praktiken anzuerkennen, setzte sich im zwanzigsten Jahrhundert fort. In den zwanziger Jahren behauptete zum Beispiel der kapholländische Anthropologe W. M. Eiselen, der später in der Bantu-Verwaltung von H. F. Verwoerd während der Einführung der „Großen Apartheid“ in den fünfziger Jahren dienen sollte, daß Afrikaner keine einheimischtraditionelle Religion hätten. Eiselen bestand darauf, daß der Ausdruck godsdiens (Religion) nur einer, wie er es nannte, „gehobenen Kultur“ vorbehalten sein sollte. In Ermangelung einer solchen Kultur hätten Afrikaner vielleicht, so Eiselen, geloofsvorme (bestimmte Formen oder Muster eines Glaubens), aber keinen godsdiens. 5 Aufgrund dieser Formel litten Afrikaner im südlichen Afrika daher weiterhin unter der kategorischen Ablehnung ihres einheimischen religiösen Erbes.

Der Begriff „Religionen“ ist gleichermaßen problematisch gewesen. In der englischen Sprache wird der Plural „Religionen“ zum ersten Mal 1593 im Werk des protestantischen Theologen Richard Hooker verwendet. Im Gegensatz zum heutigen Sprachgebrauch benutzte Hooker den Ausdruck „Religionen“ zur Unterscheidung zwischen zwei Religionen, der protestantischen und der römisch-katholischen. 6 Offensichtlich sah Hooker zwei Religionen – Protestantismus und Katholizismus – wo nachfolgende Denker oft nur eine einzige sahen, das Christentum. Während des achtzehnten Jahrhunderts unterteilte der europäische Religionsbegriff die Welt in vier Religionen: Das Christentum, den Judaismus, den Islam und das Heidentum, wobei letzteres manchmal noch weiter in antikes, modernes und „teuflisches“ Heidentum aufgeteilt wurde. 7 1870, als F. Max Müller seine einführenden Vorlesungen über vergleichende Religionswissenschaft hielt, war die Zahl der großen Religionen auf acht angestiegen – Christentum, Judaismus, Islam, Hinduismus, Buddhismus, die Lehre des Zarathustra, Konfuzianismus und Taoismus – mit einem bedeutenden Rest, den Max Müller als einheimisch-traditionelle „Religionen ohne Bücher“ bezeichnete. 8 Ursprünglich dafür verwendet, christliche Glaubensrichtungen zu definieren, wurde der Begriff „Religionen“ in zunehmendem Maße in dem Bemühen benutzt, eine Welt religiöser Vielfalt zu verstehen. 9

Im zwanzigsten Jahrhundert sind die Begriffe „Religion“ und „Religionen“ weiterhin in einem religiösen Konflikt verfangen. Als Antwort auf die Entstehung „neuer religiöser Bewegungen“ in den sechziger und siebziger Jahren hat zum Beispiel die Anti-Sekten-Propaganda den religiösen Status dieser Bewegungen bestritten, indem sie diese als unternehmerische Tätigkeiten, als subversive politische Organisationen oder als Gehirnwäsche-„Sekten“ etikettierte. Die Anti-Sekten-Polemik in dieser Richtung schien sogar die akademische Analyse neuer Religionen zu beeinflussen. 10

Obwohl sie zu einem gewissen Grad ihre Informationen aus der Anti-Sekten-Propaganda bezogen hatte, schien die südafrikanische Untersuchungskommission, die in ihrem Bericht im Jahre 1972 versucht hatte, den religiösen Status von Scientology zu verweigern, mehr daran interessiert, bestimmte christliche Annahmen darüber zu bekräftigen, was als legitime Religion in Südafrika zu gelten habe. Laut Feststellung der Kommission war die Church of Scientology deshalb keine Religion, weil sie nicht die angemessene Verehrung eines persönlichen Gottes vorschrieb. „Obwohl Scientology vorgibt, ein Höchstes Wesen anzuerkennen“, behauptete die Kommission, „so erwähnt sie es niemals als kontrollierende Gewalt oder als persönlichen Gott mit Anspruch auf Gehorsam und Verehrung“. 11 In Anlehnung an die Ablehnung der afrikanischen Religion durch den christlichen Missionar im neunzehnten Jahrhundert beruhte auch diese Verweigerung des religiösen Status für Scientology auf einer spezifisch christlichen Vorstellung bezüglich der richtigen Form der Gottesverehrung, die anscheinend notwendig ist, ehe Glaubensvorstellungen und -ausübungen als echte Religion gelten können.

In einem 1975 veröffentlichten detaillierten Gegenbeweis bemerkte der namhafte südafrikanische Professor für Religionswissenschaft G. C. Oosthuizen ironisch, daß es für die Scientologen einfacher gewesen wäre, von der Kommission als Religion anerkannt zu werden, „wenn sie sich vor einer heiligen Kuh oder einem Affengott oder einem Elefantengott oder einer Schlange oder einem Frosch verbeugen würden“. 12

Da eine religiöse Lebensführung als eine Form des Mensch-Seins betrachtet werden kann, ist diese Verleugnung der Religiosität anderer auch eine Verleugnung des vollständigen Mensch-Seins anderer Menschen gewesen. Die Frage der Definition von Religion ist daher nicht bloß von akademischem Interesse. Sie ist so grundsätzlich wie die Frage: Was gilt als ein menschliches Wesen?

III. RELIGIÖSE GLAUBENSVORSTELLUNGEN

L. Ron Hubbard schien gelegentlich die Bezeichnung „Religion“ für die Glaubensansichten und -praktiken von Scientology zu verwerfen. Er stellte zum Beispiel einmal fest, daß Scientology „weder eine Psychotherapie noch eine Religion ist. Es ist ein Wissensschatz, der, wenn er richtig angewendet wird, einem Individuum Freiheit und Wahrheit gibt.“ 13 In diesem Zusammenhang scheint Hubbard jedoch einen Unterschied zwischen den formalen Aspekten einer Religion, wie den Glaubensbekenntnissen, den Praktiken oder der Mitgliedschaft, und der befreienden Wahrheit gemacht zu haben. Diese Art der Unterscheidung zwischen „Religion“ und „Wahrheit“ ist eine ganz normale religiöse Strategie. Der christliche Theologe Karl Barth beispielsweise bestand darauf, daß sein Evangelium keine Religion war, sondern die Wahrheit. Maududi erhob denselben Anspruch für den Islam, Franz Rosenzweig für den Judaismus und Sarvepalli Radhakrishnan für den Hinduismus. In all diesen Fällen haben religiöse Denker die elementare Bedeutung und Macht ihrer „Wahrheit“ unterstrichen, indem sie sie von Religion unterschieden haben. 14

Hubbard stellte jedoch auch fest, daß der Begriff „Religion“, richtig definiert, dazu verwendet werden konnte, die befreiende Wahrheit von Scientology zu bezeichnen. Hubbard erklärte: „Scientology ist eine Religion im ältesten und vollsten Sinne“. Aber Scientology sei mehr als nur eine „religiöse Praktik“, sie sei vielmehr eine „religiöse Weisheit“. 15 Der Begriff Religion „kann“ laut Hubbard „geheiligte Überlieferung, Weisheit, Wissen von Göttern und Seelen und Geistern umfassen“. 16 Mit diesen Worten stellte Hubbard demnach fest, daß Scientology als Religion anerkannt werden sollte.

Hubbard legte die hinduistischen, buddhistischen und taoistischen Wurzeln dieser religösen Weisheit offen. Wie bestimmte Formen des Hinduismus, insbesondere Advaita Vedanta, unterstützt Scientology die Erkenntnis, daß das menschliche Selbst letztendlich die höchste göttliche Macht des Universums ist. In der Sanskrit-Formel der Vedanta ist Atman (das menschliche Selbst) gleich Brahman (das Göttliche). Wie die buddhistische Praxis jedoch, so entwirft Scientology Schritt für Schritt einen Weg zur Befreiung von Unwissenheit, der an den „Achtfachen Pfad“ des Buddhismus erinnert. Dieser buddhistische Pfad führt durch die Etappen des richtigen Verständnisses, der Hingabe, der Kommunikation, des Verhaltens, der Lebensführung, der Anstrengung, des Bewußtseins und der Meditation, um einen Zustand froher Befreiung abseits der Welt zu erreichen. Auf ähnliche Weise zeigt Scientology einen religiösen Weg oder eine Brücke, die den Fortschritt hin zur Befreiung markiert. Während jedoch der buddhistische Pfad im Prinzip für ein mönchisches Leben abseits gewöhnlicher menschlicher Beziehungen und Beschäftigungen entworfen wurde, hat der Pfad von Scientology mehr mit dem taoistischen Ansatz gemein, geistige Harmonie inmitten der Welt zu erreichen. Im Verständnis des Taoismus ist Befreiung ein Zustand des Gleichgewichts, in dem ein menschliches Wesen in Harmonie mit allen Zuständen seiner Existenz ist. Scientology ist darauf ausgerichtet, eine ähnliche Harmonie zu erreichen.

Anklänge an diese alten asiatischen Religionen können daher in den religiösen Glaubensvorstellungen von Scientology gefunden werden. Hubbard kam jedoch zu dem Schluß, daß die endgültigen Ziele dieser Religionen – geistige Befreiung, Wissen und Harmonie – in der Praxis nur selten erreicht wurden. In einer Rückschau auf seine Reisen in Asien bemerkte Hubbard, daß er viele sah, die studierten, aber nur sehr wenige, die am Ziel ankamen. Laut Hubbard mangelte es den alten religiösen Wegen am Gefühl der „Dringlichkeit, ans Ziel zu gelangen“. 17 Er schloß daraus, daß eine moderne Religion mehr tun müsse, als nur geistige Ziele zu postulieren; sie müsse zugleich die praktischen Mittel bereitstellen, diese Ziele zu erreichen. Scientology hat ebenfalls viele Gemeinsamkeiten mit den alternativen christlichen und jüdischen Bewegungen des Altertums, die als Gnostizismus bekannt sind. Wie die Gnostiker des Altertums, so lehrt auch Scientology, daß Menschen im Grunde geistige Wesen sind, mit göttlichen Seelen puren Lichts, die in der Dunkelheit der materiellen Welt verfangen sind. In ihrer Kosmologie identifiziert Scientology drei grundlegende Aspekte der Wirklichkeit: Die Lebenskraft, die als Theta bezeichnet wird, das Höchste Wesen, das auch als Unendlichkeit bekannt ist, und das physikalische Universum aus Matter (Materie), Energy (Energie), Space (Raum) und Time (Zeit), das mit dem Akronym MEST dargestellt wird. Als eine personalisierte Form der Lebenskraft verfing sich die menschliche Seele – Thetan – in der Gewalt von MEST. Im kosmischen Drama der Scientology kann der Thetan aus diesem Verfangensein in den Zuständen des physikalischen Universums gerettet werden.

Scientology stellt diese Befreiung des Thetans als eine Sache des Überlebens dar. Der „Achtfache Pfad“ der Scientology sind die „Acht Dynamiken“, die aufeinanderfolgende Stadien der Expansion im grundlegenden Drang zum Überleben repräsentieren. Die ersten vier Dynamiken sind der „Drang zur Existenz“ des eigenen Ichs, der Familie, der Gruppe und der Menschheit; die nächsten beiden sind der Drang zum Überleben auf der Stufe der Lebenskräfte und des physikalischen Universums; und die siebte und achte Dynamik verkörpern das endgültige spirituelle Überleben auf der Ebene der Seelen und des Höchsten Wesens. Hubbard postulierte, daß „die Aufwärtsbewegung zum Überleben auf höheren Ebenen zugleich eine Annäherung an Gott darstellt“. 18 In diesem Sinn umreißen die Acht Dynamiken einen Pfad nicht nur für die Befreiung der Seele von den Beschränkungen der physikalischen Welt, sondern auch für das Erreichen der eigentlichen Gotteserkenntnis durch die Existenz auf dem Niveau des Höchsten Wesens.

Wie andere Religionen auch hat die Scientology Kirche ein formelles Glaubensbekenntnis, das ihre grundlegenden Glaubensvorstellungen darlegt. Vier Hauptaspekte dieses Glaubensbekenntnisses lassen sich identifizieren. An erster Stelle betont das Glaubensbekenntnis von Scientology die grundlegenden Menschenrechte. Diese Rechte sind bindend für jede Ebene der Existenz und repräsentieren daher auch die Rechte menschlicher Seelen als freie geistige Wesen. Alle besitzen gleiche und unveräußerliche Rechte auf Religions-, Vereinigungs-, Gedanken- und Meinungsfreiheit, auf Leben, Gesundheit, Selbstverteidigung und Fortpflanzung. Um die fundamentale Natur dieser Rechte zu unterstreichen, bekräftigt das Glaubensbekenntnis, daß „keine Instanz außer Gott die Macht hat, diese Rechte vorübergehend außer Kraft zu setzen oder aufzuheben, sei es öffentlich oder verborgen“. Zweitens erklärt das Glaubensbekenntnis einen Einsatz für die Heilung des menschlichen Geistes durch die Religion. Diese Verpflichtung ist in dem Glauben daran formuliert, daß „das Studium des Verstandes und die Heilung der geistig verursachten Krankheiten von Religion weder entfremdet noch in nichtreligiösen Gebieten geduldet werden sollten“. Drittens verkörpert das Glaubensbekenntnis eine ethische Ausrichtung in Richtung auf das Leben, die festhält, daß „der Mensch grundsätzlich gut ist“. Während dieses grundlegende Gut-Sein sich in Harmonie mit anderen verwirklicht, verbieten „die Gesetze Gottes“ alle Handlungen, die das Fortbestehen des Lebens, der Gesundheit oder der Seele eines anderen zerstören oder mindern würden. Zuletzt bringt das Glaubensbekenntnis von Scientology eine Hingabe zum Ausdruck, Erlösung zu erreichen. Das Glaubensbekenntnis schließt damit, „daß der Geist gerettet werden kann, und daß nur der Geist den Körper retten oder heilen kann“. 19

Die Erlösung, die in der Scientology Kirche versprochen wird, hängt nicht davon ab, Vertrauen in die Prinzipien dieses Glaubensbekenntnisses zu haben. Wie Hubbard argumentierte, ist die Frage des Vertrauens bzw. Glaubens einer der am meisten mißverstandenen Aspekte von Religion gewesen. Er unterschied zwischen „an etwas zu glauben“ und dem spirituellen Charakter von „Glauben“ selbst. Wenn eine Person „an etwas glaubt“, ob dies nun ein religiöses Glaubensbekenntnis, eine Kirche oder ein Erlöser ist, dann hat diese Person seine oder ihre Freiheit als geistiges Wesen der Kontrolle eines anderen unterstellt. An die Glaubensvorstellungen einer Religion „zu glauben“, resultiere letztendlich in „der Opferung des eigenen Universums“. Auf der anderen Seite ist Glaube als solcher der geistige Zustand, mit dem Universum und mit Gott in Harmonie zu sein. In diesem spezifischen Sinn ist Glaube „ein voller Zustand des Seins, und mit diesem Umstand könnte jemand bewirken, daß Glaube selbst innerhalb seines eigenen Universums existiert, oder bewirken, daß Menschen Glauben an ihn haben“. 20 Scientology ist darauf ausgerichtet, diesen vorbehaltlosen Glauben zu erreichen. Dieser Glaube ist mehr als nur eine Frage der Überzeugung, er ist ein befreiendes Wissen, das durch eine bestimmte Vorgehensweise erreicht wird.

IV. RELIGIÖSES RITUAL

Wie jede Religion führt auch die Scientology Kirche die formalisierten, wiederholbaren und besonderen Arten religiöser Handlungen durch, die ein Ritual darstellen. Sicherlich enthält das Scientology-Ritual Zeremonien, die an die bekannten Praktiken anderer Religionen erinnern. Ordinierte Geistliche der Scientology vollziehen die Riten, die von der Kirche für Eheschließungen, Taufen (in Scientology Namensgebungen genannt) und Trauerfeiern vorgeschrieben sind. Sie halten auch regelmäßige Sonntagsandachten in den Andachtsstätten der Scientology ab. In der Scientology Kirche sind diese Rituale jedoch kein Selbstzweck. Sie bieten förmliche Gelegenheiten, das befreiende Wissen der Scientology zu stärken. L. Ron Hubbard erklärte dies so: „In einer kirchlichen Andacht der Scientology benutzen wir keine Gebete, Frömmigkeitshaltungen oder ein Drohen mit Verdammnis. Wir benutzen die Tatsachen, die Wahrheiten und die Erkenntnisse, die im Wissensgebiet der Scientology entdeckt wurden. Wir lesen nicht aus der Bibel (oder aus dem Koran oder der Thora oder den Hymnen der Weda) und sagen zu den dort versammelten Leuten: ,Das hier ist nun etwas, was ihr glauben müßt ‘“. 21 Das Ziel von Scientology ist nicht, einen frommen Glauben an eine persönliche Gottheit, einen heiligen Text oder eine religiöse Praktik zu kultivieren; Ziel ist es, religiöse Erkenntnis zu erreichen.

Der zentrale rituelle Akt in der Scientology Kirche auf dem Weg zu diesem befreienden Wissen ist als „Auditing“ bekannt. Abgeleitet von dem lateinischen Wort audire, was soviel wie hören oder zuhören bedeutet, wird das „Auditing“ in Sitzungen zwischen einem Novizen und einem erfahrenen Auditor durchgeführt, der sorgfältig zuhört und den Fortschritt überwacht. Die Theorie, die diese Praktik unterstützt, geht von der Voraussetzung aus, daß menschliche Wesen einen analytischen Verstand besitzen, der Informationen verarbeitet, und einen reaktiven Verstand, der Erinnerungen an alle schmerzhaften Erlebnisse der Vergangenheit speichert. Da viele dieser Erlebnisse traumatisch waren, hat der reaktive Verstand tiefe Spuren bzw. seelische Narben hinterlassen, die als Engramme bezeichnet werden. Diese seelischen Hindernisse wurden durch frühere Lebenserfahrungen, vorgeburtliche Erlebnisse und in vergangenen Leben eingepflanzt. Obwohl die Engramme im reaktiven Verstand einzementiert sind, können sie durch Auditing ins wache Bewußtsein zurückgerufen und geklärt werden. Als Hilfsmittel in diesem Prozeß wird in den Auditingsitzungen ein elektronisches Meßgerät verwendet – das Elektropsychometer oder E-Meter – um die seelischen Ladungen zu messen, die mit dem reaktiven Verstand verbunden sind. In der Sprache der Scientology ist das E-Meter ein religiöses Hilfsmittel, das in seelsorgerischen Beratungssitzungen benutzt wird. Durch das Auditing können Engramme aufgelöst werden, was zu einem Daseinszustand führt, der von Scientologen als „Clear“ bezeichnet wird.

Obwohl das Auditing auf bestimmten psychodynamischen Theorien und Methoden beruht, kann es als eine rituelle Praxis verstanden werden, die Merkmale von religiöser Heilung, Beichte und Meditation verbindet.

In erster Linie kann das Auditing als rituelle Heilung betrachtet werden. Wie der Religionshistoriker Jonathan Z. Smith einmal bemerkte, „kann eine Religion, die nicht heilt, nicht lange überleben“. 22 In der modernen Welt haben religiöse Traditionen die Verantwortung für die Heilung des Körpers und der Seele einem wissenschaftlich-medizinischen Berufsstand übergeben. Wie andere „neue religiöse Bewegungen“ hat jedoch die Scientology Kirche daran gearbeitet, diese religiöse Funktion des Heilens zurückzufordern. Insbesondere ist die Scientology-Praxis darauf ausgerichtet, eine spirituelle Heilung zu erreichen, die positive Folgen für die Gesundheit und das Wohlergehen von Geist und Körper haben kann.

In zweiter Linie hat das Auditing viele charakteristische Eigenschaften der religiösen Rituale der Beichte. Als ein vertrautes Merkmal der römisch-katholischen Religionsausübung, in dem Reue, Beichte bei einem Priester und Bußübungen einen wichtigen rituellen Zyklus bilden, kommt die Beichte als Ritual auch im Buddhismus vor. Im buddhistischen Text des Mahavagga heißt es, wenn jemand „sich daran erinnert, eine Sünde begangen zu haben, und wieder rein werden möchte, so laß ihn die Sünde bekennen, die er beging, und wenn die Sünde offenbart ist, soll alles mit ihm gut sein“. 23 Im buddhistischen Ritual verlangt daher der Zustand spiritueller Reinheit, der in gewisser Beziehung Ähnlichkeit mit dem hat, was Scientologen als „Clear“ bezeichnen, die Erinnerung an Geschehnisse der Vergangenheit und deren Offenbarung durch die Beichte.

Zum dritten erinnert die Praxis des Auditings, besonders in den fortgeschrittenen Stadien des „Solo-Auditings“, an traditionellere religiöse Rituale der Meditation. Im Buddhismus werden zum Beispiel oft rituelle Hilfsmittel benutzt, um die Aufmerksamkeit auszurichten. Der Meditierende könnte sich etwa auf ein visuelles Muster, einen geheiligten Ton oder ein rätselhaftes Geheimnis konzentrieren, um eine neue Klarheit des Bewußtseins zu erreichen. Häufig wird die Meditation von einem Lehrer überwacht, der den Fortschritt der Novizen beobachtet.

Zusätzlich zum Auditing bietet die Scientology-Ausbildung im Rahmen eines erzieherischen Programms, das die religiöse Dimension der Tätigkeit des Studierens wiederherstellt. In vielen religiösen Traditionen ist das intensive Studium heiliger Texte ein wichtiges religiöses Ritual. In der jüdischen Talmud-Schule zum Beispiel wird das Studium heiliger Texte unter der Anleitung eines Talmudlehrers ausdrücklich als eine religiöse Aktivität mit allen Charakteristika des Rituals betrachtet. In ähnlicher Weise umfaßt die Ausbildung von Scientology eine intensive Beschäftigung mit heiligen Texten, unter geistlicher Aufsicht, als eine bedeutsame religiöse Handlung. Genauso wie die Scientology Kirche versuchte, die religiöse Funktion des Heilens zurückzugewinnen, so hat sie sich auch darum bemüht, die religiöse Bedeutung der formellen Tätigkeit des Studierens wiederherzustellen.

V. RELIGIÖSE ETHIK

Alle Religionen entwickeln ethische Regeln, ethische Maßstäbe und ethische Werte, die das Verhalten im Alltagsleben, in den gewöhnlichen Situationen und Umständen des persönlichen und sozialen Lebens regeln. Die Scientology Kirche verfügt ebenfalls über ein System religiöser Ethik. Verhaltensrichtlinien sind in einer Reihe ethischer Normen formuliert: Der Kodex eines Scientologen umreißt grundlegende Prinzipien moralischen Verhaltens; der Auditoren-Kodex bietet eine ethische Richtlinie für die Seelsorge, die das Verhalten von Geistlichen der Scientology regelt; und der Ehrenkodex stellt ethische Ideale auf, nach denen alle Scientologen streben können. Diese Normen, die nicht nur persönliches Verhalten regeln, werden als Basis einer sozialen Transformation betrachtet, die eine Welt ohne Wahnsinn, ohne Verbrechen oder Krieg verheißt.

Diesen ethischen Normen liegt jedoch eine charakteristische Einstellung hinsichtlich religiöser Ethik zugrunde, in der ethisches Verhalten als integraler Bestandteil geistigen Wachstums betrachtet wird. Ethisches Verhalten wird als ein direktes Resultat des Fortschritts auf der Brücke zu geistiger Befreiung angesehen. In diesem Sinn ist Ethik folglich eng mit allen religiösen Glaubensvorstellungen und Praktiken der Scientology Kirche verbunden.

Während sie davon ausgehen, daß menschliche Wesen von Natur aus gut sind, so erkennen Scientologen doch auch, daß sie fähig sind, Böses zu tun. Jedoch werden die Missetaten, die von Menschen begangen werden, als Verirrungen des immanenten Gut-Seins der menschlichen Natur betrachtet. Von da aus betrachtet ist es der zentrale ethische Imperativ von Scientology, ethische Abweichungen zu korrigieren und das ursprüngliche Gut-Sein der menschlichen Seele zu rehabilitieren. Im wesentlichen wird religiöse Ethik damit zu einer Frage der Wiederherstellung eines ursprünglichen Zustandes ethischer Harmonie.

In der Geschichte der Religionen haben sich Systeme religiöser Ethik nicht bloß an spezifische Handlungen gerichtet. Sie haben nicht nur einige Handlungsweisen, wie zum Beispiel Lügen, Diebstahl oder Mord verboten und andere vorgeschrieben. Religiöse Ethik hat sich vielmehr an etwas gerichtet, was als Veranlagung zur Begierde bezeichnet werden könnte. In der christlichen Tradition haben Theologen des Mittelalters zum Beispiel eine Standardaufzählung der sieben Todsünden formuliert – Hochmut, Zorn, Fleischeslust, Faulheit, Habgier, Unmäßigkeit und Neid. Diese Sünden waren jedoch keine bestimmten Handlungen; es waren Neigungen, die die Menschen von Gott wegführten. Wie der italienische Dichter Dante Alighieri in seiner Göttlichen Komödie erklärte, waren diese Sünden sieben verschiedene Formen derselben „fehlgeleiteten Liebe“. 24 Laut Dante hat die fehlgeleitete Begierde die Menschen von der göttlichen Liebe entfremdet, die die himmlische Harmonie der Himmelssphären schuf. Die religiöse Ethik hing daher letztendlich davon ab, spirituelle Dissonanz in spirituelle Harmonie umzuwandeln.

Auf ähnliche Weise hat die Ethik des Buddhismus die Drei Todsünden identifiziert – die Emotionen der Lust, der Gier und des Zorns – die ebenfalls als Arten der Begierde aufgefaßt werden können. In diesem Fall ist fehlgeleitete Begierde nicht in Harmonie mit der Reinheit und Freiheit der Buddha-Natur. Sowohl die buddhistische als auch die christliche Tradition haben religiöse Ethik demnach als ein Thema der Überführung menschlicher Begierden in die Harmonie mit einem spirituellen Ideal verstanden. 25

Die Ethik der Scientology beruht auf einer ähnlichen Analyse der Beziehung zwischen Dissonanz und Harmonie in den menschlichen Neigungen der Begierde. Diese Analyse der Ethik ist am klarsten in der Tonskala formuliert. Auf einer Skala von Null bis Vierzig mißt die Tonskala die geistigen Stimmungen, aus denen verschiedene Handlungsqualitäten entspringen. Sehr niedrige Stimmungen der Begierde am Fuß der Skala – Apathie, Verzweiflung – sind so nahe am Tod, daß sie keine Grundlage für ethische Handlung bieten. Etwas höher schränken Stimmungen wie Furcht, Wut und Feindseligkeit die Freiheit ein, die notwendig ist, um ein ethisches Leben führen zu können. Im nächsten Bereich der Skala wird ein aufwärtsgerichteter Fortschritt deutlich, der sich in der Bewegung von Konservatismus über ein starkes Interesse am Leben hin zu einem Zustand der Fröhlichkeit manifestiert. Ethisches Verhalten wird nun möglich. Aber der Raum für ethisches Verhalten vergrößert sich exponentiell, sowie sich die Skala nach oben durch die Stimmungen des Enthusiasmus, der ästhetischen Beteiligung und des Hochgefühls bewegt, um die höheren Ebenen zu erreichen, welche die Quelle aller Aktion und die höchste Gelassenheit des Seins darstellen.

Die Tonskala liefert daher die Begriffe zur Beurteilung der relativen Dissonanz oder Harmonie menschlicher Neigungen der Begierde mit den geistigen Idealen der Scientology. L. Ron Hubbard drückte dies so aus: „Beim Tiefergehen auf der Tonskala wird immer größere Dissonanz in das Theta eingeführt … Mit einer musikalischen Analogie könnte man sagen, daß die Note immer weniger eine reine und harmonische Schwingung ist und immer stärker verstimmt wird“. 26 In der religiösen Ethik von Scientology hängt ethisches Handeln daher davon ab, den menschlichen Geist in seinen ursprünglichen Zustand spiritueller Harmonie zurückzuführen.

VI. RELIGIÖSE ERFAHRUNG

Dem Religionshistoriker Mircea Eliade zufolge findet man die älteste Form religiöser Erfahrung in den Praktiken des Schamanismus. Schamanen begeben sich unter Anwendung von – wie Eliade es nannte – „archaischen Techniken der Ekstase“ in Trancezustände, behaupten, aus ihren Körpern herauszureisen, und benutzen die Kraft, die sie durch ihre außerordentlichen Erlebnisse gewonnen haben, zur Heilung von Körper, Verstand und Seele. 27 In kleinen, örtlich begrenzten Religionen überall auf der Welt hat der Schamane den Maßstab zur Definition der Natur einer religiösen Erfahrung dargestellt.

Wie die Anthropologin in Felicitas Goodman argumentierte, haben schamanische Techniken nicht nur den ältesten, sondern auch den hartnäckigsten und dauerhaftesten Typus religiöser Erfahrung, die Trance, hervorgebracht. Religionen haben das Erlebnis der Trance mit einer Vielfalt von Techniken – Meditation, Gebet, Sprechgesang, Gesang, Tanz und so weiter – herbeigeführt und kultiviert. Laut Goodman repräsentieren Trancezustände den gemeinsamen Nenner, der jeder religiösen Erfahrung zugrundeliegt. Ihr zufolge führen alle Religionen, ob sie es wissen oder nicht, zu Trance-Erlebnissen. 28

Obwohl die Scientology Kirche spezifische „Techniken der Ekstase“ verwendet, d.h. solche Prozeduren und Prozesse, die sie als ihre „religiöse Technologie“ bezeichnet, so hat die Kirche doch konsequent darauf bestanden, daß das religiöse Erlebnis, das von diesen Praktiken unterstützt wird, nicht als Trance mißgedeutet werden soll. Darüberhinaus haben diese Techniken keinen Zusammenhang mit den Verfahren der Hypnose oder der „Gehirnwäsche“, entgegen den diskreditierenden Behauptungen der Anti-Sekten-Propaganda. 29 Stattdessen sind die religiösen Techniken, die in der Scientology Kirche angewendet werden, darauf ausgerichtet, eine größere Klarheit des geistigen Bewußtseins zu erfahren.

Für die Scientology geht es bei der religiösen Erfahrung im Grunde darum, Verstehen herbeizuführen. Das Wesen von Verstehen wird als ein Dreieck dargestellt – das ARK-Dreieck – das aus drei Komponenten besteht: Affinität, Realtität und Kommunikation. Als erster Eckpunkt des Dreiecks bezeichnet „Affinität“ den Grad der Nähe, Zuneigung oder Liebe, der in Bezug auf eine andere Person verspürt wird. Der zweite Eckpunkt, „Realität“, bringt eine zwischenmenschliche Übereinstimmung darüber zum Ausdruck, was in einer Situation der Fall zu sein scheint. Der dritte Eckpunkt, „Kommunikation“, definiert den Austausch von Ideen. Als wichtigster Bestandteil dieses ARK-Dreiecks kann klare Kommunikation die Grundlage dafür bilden, zwischenmenschliche Affinität und wechselseitiges Einvernehmen über die Wirklichkeit zu schaffen. Da jedoch alle drei Aspekte des Verstehens miteinander verwoben sind, wird das ARK-Dreieck als wachsend bezeichnet, da das Verstehen zunimmt. Als eine Formel für das Verstehen der Natur von Verstehen dient das ARK-Dreieck als ein Maßstab für wachsendes Bewußtsein.

Die religiöse Erfahrung in Scientology schreitet in einer Reihe abgestufter Ebenen voran. Nachdem eine Person die notwendige „Befreiung“ von der Konditionierung des reaktiven Verstandes erreicht hat, kann sie den empirischen Zustand des „Clear“-Seins erlangen. Gemäß der Scientology Kirche hat „die volle Herrlichkeit des Zustandes ,Clear‘ keine vergleichbare Beschreibung in irgendeiner Literatur, die in der religiösen oder sonst einer anderen Kultur existieren mag“. 30 Wie die mystische Erfahrung im allgemeinen kann die Erfahrung des „Clear“-Seins daher als unbeschreiblich bezeichnet werden, als ein Zustand des Bewußtseins, der sich einer Beschreibung mit Worten entzieht. Dieser Bewußtseinszustand ist jedoch, ähnlich wie mystische Erfahrungen, durch ein erhöhtes Bewußtsein charakterisiert, in dem neues Wissen und neue Einsichten gewonnen werden.

Scientology stellt weitere Techniken zur Verfügung, die noch höhere Ebenen geistiger Freiheit und Fähigkeit, über den Zustand von „Clear“ hinaus, erreichen lassen. Von einer Person, die als Operierender Thetan diese höheren Ebenen erlebt, wird gesagt, daß sie „wissentlich und willentlich Ursache über Leben, Denken, Materie, Energie, Raum und Zeit wird“ . 31 Einem Operierenden Thetan werden außergewöhnliche Fähigkeiten zugeschrieben. Wie zum Beispiel ein Schamane, so ist auch ein Operierender Thetan mutmaßlich in der Lage, unabhängig vom physischen Körper waches Bewußtsein zu erleben. Auf diesen höheren Ebenen ist jedoch die bedeutendste Fähigkeit, die ein Operierender Thetan wiedererlangt, die Erfahrung der Ewigkeit. Durch diese Erfahrung erlangt das Individuum das Wissen von der Unsterblichkeit und von der Freiheit vom Zyklus von Geburt und Tod. Das spirituelle Wissen, die spirituelle Freiheit und Macht, die von einem Operierenden Thetan repräsentiert werden, sind das absolut höchste Ziel der Religion der Scientology. Diese Fähigkeiten verkörpern im Grunde den Höhepunkt einer religiösen Suche nach geistiger Erlösung und Unsterblichkeit.

VII. RELIGIÖSE ORGANISATION

Die Gründungskirche von Scientology wurde am 21. Juli 1955 in Washington, D.C., als religiöse Vereinigung „zur Verbreitung des als Scientology bekannten religiösen Glaubens und als Kirche für die religiöse Ausübung dieses Glaubens“ gebildet. Während der nächsten dreißig Jahre expandierte die Scientology Kirche explosionsartig und wurde zu einer weltweiten Religion. Wie jede Religion, so ist auch die Scientology-Religion an bestimmten Orten der Glaubensausübung verankert. Die soziale Organisation der internationalen Scientology Kirche beruht auf einer Hierarchie von fünf verschiedenen Arten religiöser Zentren.

An erster Stelle bieten Scientology Missionen einführende Dienste und Auditing bis zur Stufe Clear. Obwohl die Missionen in erster Linie damit beschäftigt sind, die Verbindung mit Menschen aufzunehmen, die mit Scientology nicht vertraut sind, sind sie befugt, alle grundlegenden „Wege auf die Brücke“ zu geben. Wenn eine Mission eine ausreichende Größe erreicht, kann sie zu einer Kirche werden.

Auf der zweiten Ebene stellen die Scientology Kirchen alle Auditing-, Ausbildungs- und anderen religiösen Dienste bereit, die auch in den Missionen verfügbar sind. Darüberhinaus bieten die Kirchen jedoch auch fortgeschrittene Ausbildung für Auditoren und haben die Befugnis, Geistliche zu ordinieren. Reguläre Sonntagsandachten werden dort abgehalten.

Die dritte Ebene, die Saint Hill-Kirchen und die Fortgeschrittenen Organisationen, sind religiöse Zentren für fortgeschrittenes Auditing und weiterführende Ausbildung. Diese Zentren sind in Sussex, Kopenhagen, Los Angeles und Sydney, und sie spezialisieren sich auf die religiöse Technologie zur Erlangung der Anfangsstadien des Operierenden Thetans.

Viertens, die Flag Service Organisation in Clearwater, Florida, ist der geistige Hauptsitz der internationalen Church of Scientology. Das Zentrum gibt alle religiösen Dienste von Scientology, einschließlich der höheren Stufen der Ausbildung als Operierender Thetan sowie die höchste Stufe der Ausbildung für Auditoren.

An fünfter Stelle steht die Flag Ship Service Organisation, die ihre Dienste an Bord der Freewinds gibt, einem 134 Meter langen Schiff, das in der Karibik stationiert ist. Dies ist das einzige Zentrum von Scientology, welches die höchste Stufe des Auditings anbietet. Darüberhinaus offeriert die Flag Ship Service Organisation spezielle Kurse und religiöse Exerzitien zur spirituellen Weiterentwicklung.

Diese Hierarchie religiöser Zentren fungiert unter der Autorität der Mutterkirche in Los Angeles, der Church of Scientology International. Die Church of Scientology International ist verantwortlich für die Erhaltung und Verbreitung der Scientology-Religion und hat zu diesem Zweck verschiedene Unterabteilungen etabliert. Golden Era Productions produziert und vertreibt eine breite Palette von Veröffentlichungen, Filmen und Tonaufnahmen. Zwei Verlage – Bridge Publications in Los Angeles und New Era Publications in Dänemark – bewerkstelligen die Veröffentlichung der Bücher L. Ron Hubbards. Obwohl es wie eine moderne Unternehmensstruktur aussieht, dient diese kirchliche Organisation doch religiösen Zwecken, indem sie die Erhaltung und Verbreitung der Religion von Scientology überall auf der Welt beaufsichtigt. Das Religious Technology Center ist der Erhaltung der heiligen Schriften und religiösen Lehrtexte der Kirche gewidmet, und es registriert und überwacht den Gebrauch der Zeichen und Urheberrechte von Scientology. Mit dem Schutz der Orthodoxie der Religion bewahrt das Religious Technology Center die Reinheit ihrer Lehre und stellt sicher, daß das geistliche Amt der Kirche auf ethischer Grundlage ausgeübt wird.

Außerhalb der kirchlichen Hierarchie wurde 1982 die Church of Spiritual Technology gegründet, um das Überleben der Religion dadurch zu sichern, daß die Schriften L. Ron Hubbards auf unzerstörbaren Materialien konserviert werden. Die Church of Spiritual Technology hat verschiedene Arten der Konservierung entwickelt, einschließlich dem Einprägen von Hubbards Texten auf rostfreien Stahlplatten, die in Behältern aus Titan aufbewahrt werden, welche die permanente Existenz der grundlegenden Dokumente der Scientology-Religion sicherstellen werden. Auf diese Weise hat die Church of Spiritual Technology die Verantwortung dafür übernommen, die heiligen Schriften der Scientology „vor jeder vorstellbaren Katastrophe zu schützen, damit künftige Generationen, selbst umherwandernde Horden von Wilden, Tausende von Jahren in der Zukunft, die Heiligen Schriften besitzen, um die Religion wieder zum Leben erwecken zu können“ . 32

Neben der Erhaltung und Propagierung ihrer religiösen Technologie hat die Scientology Kirche eine Reihe von Diensten für die Öffentlichkeit auf den Gebieten der Drogenrehabilitierung, der Reform von Straftätern, des Managements und der Ausbildung entwickelt. Narconon stellt Dienste und Unterstützung zur Verringerung des Drogenkonsums bereit; Criminon arbeitet mit verurteilten Kriminellen, um zu verhindern, daß sie wieder ins Gefängnis kommen; das Programm „Der Weg zum Glücklichsein“ unterstützt die Entwicklung persönlicher Moral und sozialer Ethik und „Applied Scholastics“ stellt Ausbildungsprogramme auf dem Gebiet des Studierens und Lernens bereit. Durch diese und andere Programme dehnt die Scientology Kirche ihre religiöse Mission auf das Gebiet der Dienste für die Gemeinschaft aus.

Das zentrale Interesse der Scientology Kirche bleibt jedoch ihre religiöse Mission. Wie L. Ron Hubbard es beabsichtigte, ist Scientology „auf der Basis einer religiösen Organisation auf der ganzen Welt geplant“ worden . 33 Nicht alle „neuen religiösen Bewegungen“ haben sich so wohl dabei gefühlt, als Religionen identifiziert zu werden. Die Transzendentale Meditation zum Beispiel, die von Maharishi Mahesh Yogi gegründet wurde, bestand darauf, keine Religion zu sein; es war eine säkulare Organisation, die eine rein wissenschaftliche Technik zur Verringerung von Stress offerierte. 34 Scientology war jedoch immer unzweideutig in bezug auf ihren Status als religiöse Organisation. Dieser Status ist auf der ganzen Welt von Regierungen bestätigt worden, die der Kirche die gleiche rechtliche Anerkennung und Steuerbefreiungen gewährten, wie sie jeder anderen Religion eingeräumt wurden.

VIII. SCIENTOLOGY IN SÜDAFRIKA

In Südafrika hat die Apartheid-Regierung in den frühen siebziger Jahren versucht, der Scientology Kirche den religiösen Status zu verweigern. Die Untersuchungskommission der Regierung argumentierte, daß Scientology nicht als eine „wahre Kirche“ anerkannt werden solle, da sie angeblich nicht die Bibel als das Wort Gottes predigte; da sie keine „vernünftige Doktrin“ von Sünde und Erlösung förderte; und da sie Christus nicht als den einzigen Erlöser der Menschheit verkündete. Obwohl diese Untersuchungskommission davon absah, ein Verbot von Scientology zu empfehlen, befand sie dennoch, daß es der Scientology Kirche an der „Heiligkeit“ mangele, die erforderlich sei, um in Südafrika als Kirche oder Religion gelten zu können . 35

Ironischerweise lehnte es diese offizielle Kommission ab, die Legitimität einer religiösen Bewegung anzuerkennen, die Südafrika ihre Unterstützung angeboten hatte. Wie die Scientology Kirche in ihrer Antwort an die Kommission bemerkte, waren die Kirche und ihr Gründer „aktiv in der Verfechtung der Sache von Südafrika“. 36 Obgleich die Scientology Kirche im Prinzip eine unpolitische Religion war, also eine Kirche, die Menschen aller politischen Überzeugungen und Verpflichtungen offenstand, hatte L. Ron Hubbard ausdrücklich seine Unterstützung für Südafrika in dessen Kampf gegen den internationalen Kommunismus erklärt. „Südafrika ist wahrscheinlich das einzige Land auf der Erde, das den Willen besitzt, die Subversion zu bekämpfen“, schrieb Hubbard 1961. Anstelle einer militärischen Lösung bot Hubbard jedoch die religiöse Technologie der Scientology Kirche an und mahnte: „Benutzt E-Meter, nicht Gewehre, um diese Gezeitenströmung umzukehren“ . 37

L. Ron Hubbard entwickelte ein entschiedenes Interesse an dem Land und seinen Menschen, nachdem er Südafrika zu Beginn der sechziger Jahre bereist hatte. Das Standardnachschlagewerk für die Scientology Kirche bemerkt dazu: „Als Mr. Hubbard Südafrika in den frühen sechziger Jahren besuchte, sagte er eine Reihe massiver sozialer Umwälzungen und einen bedrohlichen Riß zwischen den schwarzen und weißen Bevölkerungsteilen dort voraus. Um eine Katastrophe abzuwenden, schlug er bestimmte Maßnahmen vor und stellte die Technologie zur Verfügung, die es der großen schwarzen Bevölkerung des Landes ermöglichen würde, des Lesens und Schreibens kundig zu werden“ . 38 Gleichzeitig mit der rechtlichen Anerkennung von Scientology im Jahre 1975 schuf die Kirche eine Zweigorganisation ihres Applied Scholastics-Programms, das als „Education Alive“ vorgestellt wurde, um dessen Studiertechniken in Südafrika verfügbar zu machen. Laut Angaben der Scientology Kirche haben „diese Programme in Südafrika mehr als zwei Millionen unterprivilegierten schwarzen Afrikanern geholfen, ihre Lernfähigkeit zu verbessern, lange bevor die Mauern der Apartheid einstürzten oder die Welt überhaupt Notiz davon nahm“. 39

Während der ganzen Ära der Apartheid war die Kirche aktiv damit beschäftigt, gegen die Menschenrechtsverletzungen der Politik der getrennten Entwicklung, der Bantu-Erziehung und des psychiatrischen Berufsstandes zu kämpfen. Die Kirche argumentierte, daß die Psychiatrie den Interessen der Apartheid diene, indem sie die Rassentrennung rechtfertige und die rassische Unterdrückung schwarzer Südafrikaner verstärke. Die Kirche bemühte sich darum, die unmenschliche Behandlung schwarzer Patienten in psychiatrischen Kliniken aufzudecken. Obwohl diese Kampagne die Kirche in Konflikt mit der Apartheid-Regierung brachte, wurden ihre Besorgnisse über den Rassismus in der südafrikanischen Psychiatrie von der Weltgesundheitsorganisation wiederholt, die 1977 bemerkte, daß „auf keinem anderen Gebiet der Medizin in Südafrika die Verachtung der Person, gezüchtet durch den Rassismus, deutlicher zum Ausdruck kommt als in der Psychiatrie“. 40 Die Opposition der Kirche zur Psychiatrie entspringt ihrem Glaubensbekenntnis, das die religiöse Grundlage von seelischer Gesundheit und Heilung bekräftigt. Im Falle von Südafrika war dieser Widerstand jedoch ausdrücklich gegen den vorherrschenden Rassismus gerichtet, der die Ausübung der Psychiatrie unter dem Apartheidsregime zu durchdringen schien.

Mit diesen religiösen und erzieherischen Initiativen hat sich die Scientology Kirche ihren Platz unter den Religionen Südafrikas erkämpft. In den letzten Jahren war die Kirche ein aktiver Teilnehmer in der südafrikanischen Sektion der Weltkonferenz für Religion und Frieden (WCRP). 41 In bezug auf die Abfassung einer Charta über die Rechte und Pflichten religiöser Organisationen in Südafrika wurde die WCRP durch das Engagement der Kirche für Religionsfreiheit unterstützt. In einem neuen Südafrika hat die Scientology Kirche demzufolge ihre Position innerhalb des reichen Systems religiöser Vielfalt im Lande eingenommen.

Wie der Philosoph William James sagte, hat jede Religion eine therapeutische Zielsetzung. Jede Religion diagnostiziert das Grundproblem der menschlichen Existenz, egal ob dieses Problem nun als Sünde, Unwissenheit, Leiden, Entfremdung oder Unterdrückung identifiziert wird und schlägt ein Heilmittel vor. 42 Die Scientology Kirche ist eine therapeutische Religion, die das Problem des menschlichen Zustands diagnostiziert und spezifische Techniken der spirituellen Heilung sowie eine angewandte religiöse Philosophie zur Heilung dieses Problems bereitstellt.

Obwohl Scientology oft als „neue religiöse Bewegung“ bezeichnet wird, ist sie nicht wirklich neu. Wie wir gesehen haben, ist Scientology in Südafrika seit vierzig Jahren präsent. Zu Beginn der achtziger Jahre sagten einige Soziologen und Religionshistoriker den Niedergang von Scientology voraus. Sie behaupteten, daß die Kirche es schwierig finden würde, den Tod ihres Gründers zu überleben; daß ihre religiöse „Wissenschaft“ von wechselnden wissenschaftlichen Moden überholt werden würde; und daß ihre geistige „Therapie“ an expandierende Mitbewerber „Marktanteile“ verlieren würde . 43 In den dazwischenliegenden Jahren sind diese Vorhersagen des Untergangs von Scientology jedoch nicht bestätigt worden. Als eine Religion, die sowohl alt als auch jung ist, fuhr die Scientology Kirche damit fort, ein religiöses Streben zu fördern, das Anhänger auf der ganzen Welt gefunden hat. Zum allermindesten verdient die Scientology Kirche fortgesetzte Anerkennung und Beachtung als eine Religion in Südafrika.

David Chidester

Quellenangaben

1. Church of Scientology, A Description of the Scientology Religion (Los Angeles: Church of Scientology International, 1993): 2.

2. E. B. Tylor, Primitive Culture, 2 Bände (London: John Murray, 1920): I:424; Emile Durkheim, The Elementary Forms of the Religious Life, übersetzt von Joseph Ward Swain (New York: The Free Press, 1965): 62. Eine nützliche multidimensionale „Landkarte“ für das Studium von Religion wurde von Ninian Smart in einer Reihe von Veröffentlichungen entwickelt, darunter The Religious Experience of Mankind (Glasgow: Collins, 1971); The Science of Religion and the Sociology of Knowledge (Princeton: Princeton University Press, 1973); The Phenomenon of Religion (London: Macmillan, 1973); und Worldviews: Crosscultural Explorations of Human Beliefs (New York: Charles Scribners, 1983). Zur weiteren Diskussion der Religionsdefinition, siehe David Chidester, Gordon Mitchell, Isabel Phiri und A. Rashied Omar, Religion in Public Education: Options for a New South Africa, zweite Auflage (Kapstadt: UCT Press, 1994).

3. Emile Benveniste, Indo-European Language and Society, (übersetzt durch) Elizabeth Palmer (London: Faber and Faber, 1973; Originalausgabe 1969): 522.

4. J. T. van der Kemp, „An Account of the Religion, Customs, Population, Government, Language, History, and Natural Productions of Caffraria,“ Transactions of the [London] Missionary Society, Band 1 (London: Bye & Law, 1804): 432.

5. W. M. Eiselen, „Geloofsvorme van Donker Afrika“, Tydskrif vir Wetenskap en Kuns 3 (1924/25): 84.

6. Peter Harrison, ,Religion‘ and the Religions in the English Enlightenment (Cambridge: Cambridge University Press, 1990): 39.

7. David A. Pailin, Attitudes to Other Religions: Comparative Religion in Seventeenth- and Eighteenth-Century Britain (Manchester: Manchester University Press, 1984).

8. F. Max Müller, Introduction to the Science of Religion (London: Trübners, 1873).

9. Zusätzlich zu den oben angeführten Werken von Harrison und Pailin sind jüngere Darstellungen des historischen Aufkommens der modernen Begriffe „Religion“ und „Religionen“ auch von den folgenden Autoren geliefert worden: Peter Byrne, Natural Religion and the Nature of Religion: The Legacy of Deism (London: Routledge, 1989); J. Samuel Preus, Explaining Religion: Criticism and Theory from Bodin to Freud (New Haven: Yale University Press, 1987); Eric J. Sharpe, Comparative Religion: A History, zweite Auflage (La Salle, Illinois: Open Court, 1986); und Michel Despland und Gerard Vallée (Herausgeber), Religion in History: The Word, the Idea, the Reality (Waterloo, Ontario: Wilfried Laurier University Press, 1992). Für ein vertiefendes Verstehen: Wilfred Cantwell Smith, The Meaning and End of Religion (New York: Macmillan, 1962); Michel Despland, La religion en Occident: Evolution des idées et du vécu (Montreal: Fides, 1979); und Ernst Feil, Religio: Die Geschichte eines neuzeitlichen Grundbegriffs vom Frühchristentum bis zur Reformation (Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1986). Für eine Analyse der historischen Erzeugung der Begriffe „Religion“ und „Religionen“ im südlichen Afrika, siehe David Chidester, Savage Systems: Colonialism, Religion, and Comparative Religion in Southern Africa (Charlottesville, University Press of Virginia, 1996).

10 .Über die Anti-Sekten-Bewegung: David Bromley und Anson D. Shupe, The New Vigilantes: Deprogrammers, Anti-Cultists, and the New Religions (Beverly Hills, California: Sage, 1980). In der akademischen Analyse können Anti-Sekten-Behauptungen in theoretischen Modellen wieder auftauchen, die neue Religionen als Psychopathologie, als Wirtschaftsunternehmen oder als soziale Devianz darstellen. Siehe William Sims Bainbridge und Rodney Stark, „Cult Formation: Three Compatible Models“, in dem Werk Jeffrey K. Haddens und Theodore E. Longs (Herausgeber): Religion and Religiosity in America (New York: Crossroad, 1983): 35-53.

11. G. P. C. Kotzé, et. al., Report of the Commission of Inquiry into Scientology for 1972 (Pretoria: Government Printer, 1973): 208.

12. G. C. Oosthuizen, The Church of Scientology: Religious Philosophy, Religion, and Church (Johannesburg: Church of Scientology, 1975): 11.

13. L. Ron Hubbard, Creation of Human Ability: A Handbook for Scientologists (East Grinstead, Sussex: Publications Organization World Wide, 1968; Originalausgabe 1954): 251.

14. Für ein Beispiel dieses Ansatzes siehe Hendrik Kraemer, The Christian Message in a Non-Christian World, (London: Edinburgh House Press, 1938).

15. L. Ron Hubbard, Phoenix Lectures (Edinburgh: Publications Organization World Wide, 1968): 35.

16. ebenda, S. 13.

17. ebenda, S. 11.

18. L. Ron Hubbard, Science of Survival: Prediction of Human Behaviour (East Grinstead, Sussex: Hubbard Communications Office, 1964; Originalausgabe 1951): 244.

19. L. Ron Hubbard, Ceremonies of the Founding Church of Scientology (Letchworth, Hertfordshire: Garden City Press, 1967): 73-75.

20. L. Ron Hubbard, Scientology 8-8008 (Bedford: Foundry Press, 1956; Originalausgabe 1953): 65.

21. Hubbard, Ceremonies of the Founding Church of Scientology, 7.

22. Jonathan Z. Smith, „Healing Cults“, New Encyclopaedia Britannica, Macropaedia, Band 8 (Chicago, 1977): 685.

23. Henry Clarke Warren, Übers., Buddhism in Translations (New York: Atheneum, 1979): 405.

24. Morton Bloomfield, The Seven Deadly Sins: An Introduction to the History of a Religious Concept (East Lansing: Michigan State University Press, 1967).

25. Zur Dissonanz und Harmonie in religiöser Ethik: David Chidester, Patterns of Action: Religion and Ethics in a Comparative Perspective (Belmont, California: Wadsworth, 38. 1987): 67-105.

26. Hubbard, Science of Survival, 40.

27. Mircea Eliade, Shamanism: Archaic Techniques of Ecstasy, übersetzt von Willard R. Trask (Princeton: Princeton University Press, 1964).

28. Felicitas Goodman, Ecstasy, Ritual, and Alternative Reality: Religion in a Pluralistic World (Bloomington: Indiana University Press, 1988); Where the Spirits Ride the Wind: Trance Journeys and other Ecstatic Experiences (Bloomington: Indiana University Press, 1990).

29. Für eine Analyse, welche die Behauptung unglaubwürdig gemacht hat, daß neue Religionen „Gehirnwäsche“ betreiben: David Bromley und James Richardson (Herausgeber), The Brainwashing/ Deprogramming Controversy: Sociological, Psychological, Legal, and Historical Perspectives (New York: Edwin Mellen Press, 1983); und Dick Anthony, „Religious and Brainwashing Litigation: Evaluating Key Testimony“, in dem Werk von Thomas Robbins und Dick Anthony (Herausgeber), In Gods We Trust: New Patterns of Religious Pluralism in America, zweite Auflage (New Brunswick, New Jersey: Transaction, 1990): 295-325.

30. Church of Scientology, What is Scientology?: The Comprehensive Reference on the World’s Fastest Growing Religion (Los Angeles: Bridge Publications, 1992): 221.

31. ebenda, S. 222

32. Church of Scientology, Description of the Scientology Religion, 8.

33. L. Ron Hubbard, Religion (Sussex: Hubbard Communications Office, HCO Policy Letter vom 29. Oktober 1962).

34. David Chidester, Patterns of Power: Religion and Politics in American Culture (Englewood Cliffs, New Jersey: Prentice Hall, 1988): 239-41.

35. Kotzé, Report of the Commission of Inquiry, 209.

36. Church of Scientology, Reply to the Report of the Commission of Inquiry: „The Missing Report“ for the Information of Members of Parliament (Johannesburg: Church of Scientology, 1973): 41.

37. Zitiert ebenda, S. 43

38. Church of Scientology, What is Scientology?, 425.

39. Church of Scientology, Reference Guide to the Scientology Religion: Answers to Questions Most Commonly Asked by Media (Los Angeles: Church of Scientology International, 1994): 22.

40. Citizens Commission on Human Rights, „Psychiatry and South Africa“, Creating Racism: Psychiatry’s Betrayal in the Guise of Help (Los Angeles, CCHR, 1995): 18.

41. Klippies Kritzinger, Herausgeber, Believers in the Future (Kapstadt: World Conference on Religion and Peace, South African Chapter, 1991).

42. William James, The Varieties of Religious Experience (New York: Macmillan, 1961): 393.

43. Roy Wallis, „Hostages to Fortune: Thoughts on the Future of Scientology and the Children of God“, in dem Werk von David G. Bromley und Phillip E. Hammond, Herausgeber, The Future of New Religious Movements (Macon, Georgia: Mercer University Press, 1987): 80-84; Robert Ellwood, „A Historian of Religion Looks at the Future of New Religious Movements,“ ebenda, S. 249-50; Benton Johnson, „A Sociologist of Religion Looks at the Future of New Religious Movements,“ ebenda, 253- 56.

Scientology: Eine Religion in Südafrika

In englisch:

Scientology: A Religion in South Africa

In italienisch:

Scientology: una religione in Sud Africa