Dr. phil. Urbano Alonso Galan – Scientology: Eine wahre Religion

i. EINFÜHRUNG

In den vergangenen Jahren entstand bezüglich der Scientology in manchen Teilen Europas, insbesondere in Deutschland, eine gewisse Kontroverse. Hierbei scheinen die wirklichen gesellschaftlichen Absichten dieser Religionsgemeinschaft mißinterpretiert zu werden.

Vom Standpunkt einer Person, die in Philosophie und Religion bewandert ist, steht Polemik nicht zur Debatte; es ist jedoch leicht zu verstehen, daß mangelndes Wissen über die Erscheinungsform der Religion als Ganzes und die Vielzahl der möglichen Manifestationen ungerechtfertigterweise zu einer feindseligen und ablehnenden Haltung führen kann. Aus diesem Grunde habe ich mich entschlossen, im vorliegenden Bericht meine Schlußfolgerungen über Scientology zu veröffentlichen – eine Religion, die ich mehrere Jahre lang sowohl in ihren formalen Aspekten (Schriften, Bücher und Philosophie) als auch in ihren mehr äußerlichen Aspekten (Zeremonien, interne und externe Organisation, Ausübung religiöser Bräuche und Aktivitäten in der Gemeinde) in meinem Land wie auch in anderen Ländern (Frankreich und Dänemark) studiert habe.

ii. DER RELIGIONSBEGRIFF

Die theologische Tradition stellt uns nur beschränkte Mittel zur Verfügung, wenn wir die objektiven Merkmale analysieren wollen, die eine Religion definieren und sie von anderen Glaubensformen, Weltanschauungen oder gesellschaftlichen Gruppen unterscheiden.

Für diesen Zweck müssen wir Begriffe und moderne Grundlagen nutzen, mit deren Hilfe wir das religiöse Phänomen aus wissenschaftlicher Perspektive darstellen können. Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, daß wir es mit einer individuellen und sehr persönlichen Erfahrung von Spiritualität zu tun haben, die sich als solche einem Teil der Beweisführungen, die von anderen Sozialwissenschaften gemeinhin eingesetzt werden, entzieht.

Dieser Ansatz der Toleranz und des interreligiösen Dialogs stellt in der heutigen Gesellschaft eine Herausforderung und absolute Notwendigkeit dar. Angesehene Theologen wie Leonardo Boff und Hans Küng haben dies nachdrücklich aufgezeigt.

Ebenso wie das Wort „Religion“ (von lat. re-ligare, binden, wieder verbinden) als eine Gemeinschaft von Menschen definiert ist, die durch einen bestimmten Glauben sowie durch Brauchtum oder Praktiken oder eine Form der Verehrung zusammengeschlossen sind, kann auch Religion selbst in diesem Sinne betrachtet werden. Natürlich müßte diese Gemeinschaft durch eine Form der Suche nach dem „Göttlichen“ vereint sein, und sie wäre nach der Art und Weise zu definieren, in der sie den Problemen des menschlichen Lebens begegnet. Die Religionsgeschichte befaßt sich daher ausgiebig mit der Erfahrung des „Heiligen“ und der persönlichen Berührung mit dieser Qualität.

Eine erhabene Auffassung von der Würde des Menschen sowie das Wissen um etwas, das als „heilig“ bezeichnet wird, und dessen Anerkennung sind nicht auf das Christentum beschränkt, sondern als Essenz aller Religionen festzustellen. Dies wurde auch vom 2. Vatikanischen Konzil in seiner Erklärung über die Religionsfreiheit „Dignitatis humanae“ bestätigt.

Es gibt andere religiöse Phänomene, wie z. B. den Buddhismus und den Jainismus, die sich zwar auf keinen eigentlichen Gottesbegriff festlegen, aber eine Form der Achtung und Verehrung gegenüber der „heiligen Göttlichkeit“ praktizieren, in der Art eines Gesamtbegriffs, der viel allgemeinere Merkmale aufweist als die „bestimmten Gottheiten“ der Christen, Muslims oder Juden.

Wollte man einen einheitlichen Religionsbegriff aufrechterhalten, der sich ausschließlich auf die eigene Erfahrung gründet und andere Besonderheiten ausschließt, so wäre dies nur eine Form von Fundamentalismus, die gegen den elementarsten Prüfstein der Religionsfreiheit verstößt.

Max Muller bestätigt dies in dem Satz: „Wer nur eine Religion kennt, kennt gar keine“, womit der obige Gedanke sehr prägnant festgehalten ist. Durkheim selbst erklärt den Schlüssel zu diesem Phänomen: „… Religion ist ein universelles Phänomen, das in jeder bekannten menschlichen Gesellschaft in Erscheinung tritt.“

Es ist üblich, in dem Versuch, das Unbekannte zu definieren, von bekannten Modellen auszugehen. Oft machen Sozialforscher von diesem Verfahren übermäßig starken Gebrauch. Ein Mißbrauch der vergleichenden Analyse hat zweifellos Blindheit zur Folge, wenn man es mit Verhaltensnormen, Glaubensinhalten oder persönlichen Erfahrungen zu tun hat, die sich nicht erklären lassen, ohne daß man jeden anderen Faktor und die jeweiligen Ähnlichkeiten ausschließt.

Religion ist offensichtlich die für den Menschen charakteristische Suche, die der Geist unternimmt, um das „Unendliche“ zu begreifen, das Sehnen und Streben des Wesens aufgrund seiner Empfindung unerfüllter Sehnsucht nach Unendlichkeit. Religion ist somit eine absolute Notwendigkeit und nichts Geringeres als ein Grundelement des menschlichen Daseins, vom einzelnen empfunden als ein Bedürfnis nach „Kommunikation mit dem Unendlichen“. Sie ist die Quelle dessen, was den Menschen aufrechterhält und wovon er in vierlerlei Hinsicht abhängt. Den eindeutigen Beweis hierfür erbringt die anthropologische Analyse, in der ein ausgeprägtes religiöses Glaubensbekenntnis oder dessen Fehlen für Wissenschaftler ein wesentlicher Faktor ist, um soziale und individuelle Normen des Verhaltens von Gesellschaften verstehen zu können.

Um eine Religion wie Scientology zu verstehen, müssen sehr unterschiedliche Aspekte ausgewertet werden, wie sie zum Beispiel von modernen Experten dieses Themenkreises aufgezeigt worden sind (siehe Bryan Wilson: The Social Dimension of Sectarianism, 1990, und Eileen Barker: New Religious Movements: A Perspective to Understand Society, 1990). Unter den vielen möglichen Ansätzen habe ich diejenigen ausgewählt, die eine objektive und wissenschaftliche Sichtweise gestatten sollten, und zwar auf der Grundlage folgender Aspekte:

1) Der philosophische und doktrinelle Aspekt. Hierzu rechne ich das Gesamtgebäude an Glaubensinhalten, Schriften, Aufzeichnungen und Lehren, worin die drei grundlegenden Teilbereiche religiösen Wissens abgehandelt sind: das höchste Wesen, der Mensch und das Leben.

2) Der rituelle Aspekt. Dieser Aspekt umfaßt die Gesamtheit der Zeremonien, Riten und sonstigen Formen von Religionsausübung, die mit dem von Scientologen erlebten religiösen Phänomen verbunden sind.

3) Der ökumenische und organisatorische Aspekt. Dieser Aspekt ist sehr wichtig, weil sich mit ihm die Abgrenzung vollziehen läßt, ob eine Religion oder Glaubensgemeinschaft sich noch im Entstehungsstadium befindet oder zu denen gehört, die bereits vollständig formiert und entwickelt sind.

4) Der Aspekt des Sinns oder schlußendlichen Ziels. Hier geht es um die Definition eines Lebenssinns und das spirituelle Endziel, das es zu erreichen gilt, wenn das Ziel verwirklicht werden soll, das die Scientology den Mitgliedern ihrer Gemeinde anbietet.

iii. DER PHILOSOPHISCHE UND DOKTRINELLE ASPEKT

Scientology gründet sich auf die Werke von L. Ron Hubbard. Für Scientologen sind die Werke und Forschungsaufzeichnungen ihres Stifters, des Philosophen und Philanthropen L. Ron Hubbard, das einzige maßgebliche Quellenmaterial ihrer Religion.

Beginnend mit der Dianetik (siehe Dianetics: The Modern Science of Mental Health, 1950), weist die Entwicklung der Scientology bedeutende Parallelen zur Mehrzahl der Religionen auf, einschließlich des Christentums, Judentums, Islams und des Buddhismus. Ihre Geschichte ist eine Geschichte der Entdeckung oder systematischen „Offenbarung“ der grundlegenden „philosophischen Wahrheiten“, die Schritt für Schritt zur Errichtung eines kompletten Lehrgebäudes hinführt.

Durch die Dianetik versuchte der Stifter den Menschen von den Leiden zu befreien, die der Verstand im Körper und im Leben des Menschen hervorruft.

Die Dianetik war für einige Jahre das Werkzeug, das ihre Anhänger benutzten, um den Zustand Clear zu erreichen. Dieser Zustand, den das Buch selbst definiert, hat den Stellenwert eines bedeutenden Fortschritts in der Auslöschung der Zustände unerwünschten Leidens und erhebt den Menschen in eine Kategorie, in der er zu besserer Erkenntnis seines eigenen geistigen Selbst gelangen kann (das als Thetan bezeichnet wird). Wenn wir mystische Erfahrungen, das Nirwana und andere geistige Zustände, wie sie in den meisten Religionen beschrieben sind, gründlich analysieren, dann läßt sich feststellen, daß mit ihnen nach demselben geistigen Zustand gesucht worden sein mag, der von Scientologen unter der Bezeichnung „Clear“ angestrebt wird.

Später entdeckte Hubbard durch das Studium der Bekundungen vieler Leute, die den Zustand Clear bereits erreicht hatten, daß es einen eindeutigen Beweis für die Existenz eines geistigen Wesens gibt. Er stellte außerdem fest, daß die Person selbst ein unsterbliches geistiges Wesen ist, ausgestattet mit enormen Potentialen, die jedoch durch die Leiden und Erfahrungen der „kontinuierlichen Spirale“ des Lebens (Tod des Körpers, neuer Körper) zunichte gemacht worden sind.

Er entwickelte eine spirituelle Technologie, die zur „Befreiung“ des Wesens (d. h. des Thetans) aus dieser Spirale führt und sein vollständiges Bewußtsein sowie seine geistige Freiheit wiederherstellt. So entwickelte er die Prinzipien und Praktiken der Seelsorge (Auditing genannt), die zu den höchsten Bewußtseins- und Daseinsebenen, den sogenannten OT-Stufen führen („OT“ steht für Operating Thetan, denn ein Wesen in diesem Zustand ist nicht dem Zwang der Notwendigkeit unterworfen, sich in einem Körper zu befinden, sondern ist in der Lage, ohne einen Körper ursächlich zu wirken).

All das ist in klaren Schritten erläutert, die als eine Route („Die Brücke“) zur „völligen Freiheit“ skizziert sind. Von Wichtigkeit ist in diesem Zusammenhang der Nachdruck, der in sämtlichen Schriften und Aufzeichnungen darauf gelegt wird, daß das Wesen zur Erkenntnis seiner selbst gelangt, wie auch zur Erkenntnis des Lebens, Gottes und der Beziehungen des Menschen zu den verschiedenen Universen seines Handlungsspektrums (das materielle oder „physikalische“ Universum und das geistige oder „Theta“-Universum).

Aus diesem Glauben erwachsen zwei grundlegende Aktivitäten von Scientologen auf ihrem Pfad zur spirituellen Erlösung. Zum einen widmen sie sich dem Studium von Wahrheiten des Lebens gemäß den Schriften und Aufzeichnungen der Scientology (Ausbildung). Zum anderen widmen sie sich (im Auditing) der Befreiung von den Leiden oder Aberrationen, die den Thetan daran hindern, so zu handeln, wie es ihm gemäß wäre, und die ihn statt dessen zu irrationalen oder schädlichen Handlungsweisen gegen sich selbst und gegen andere veranlassen. (Siehe das Buch Was ist Scientology?)

Abgesehen von einem breiten Spektrum an Ausbildungsunterlagen für die Geistlichen der Scientology-Kirche existiert auch ein umfassendes Verzeichnis aller Schriften der Religion und sonstigen Aufzeichnungen der Lehre für Studenten dieser Religion. Von besonderer Wichtigkeit sind aufgrund ihrer Beschreibung der grundlegenden Wahrheiten der Scientology die folgenden Bücher:

Scientology: Die Grundlagen des Denkens

Scientology 0-8

Scientology 8-8008

Scientology: A History of Man

Dianetik 55!

Scientology: Eine neue Sicht des Lebens

Die Wissenschaft des Überlebens

Die dynamischen Kräfte des Lebens

Das Scientology-Handbuch

Ein grundlegender Aspekt: Scientologen definieren ihre Religion als „eine angewandte religiöse Philosophie, die es dem Menschen ermöglicht, mehr über sich selbst und das Leben zu wissen“. (Technical Dictionary of Dianetics und Scientology)

L. Ron Hubbard unterteilte das Leben in acht Grunderscheinungen, deren jede einen Impuls in Richtung auf das Überleben der Person darstellt, womit ihre Lebenskraft auf ein Ziel der Verbesserung ausgerichtet ist. Er nannte diese Teilbereiche die „acht Dynamiken“, weil sie die dynamischen Impulse des Lebens sind:

Die erste Dynamik ist der Impuls, der auf das Überleben der Person als sie selbst ausgerichtet ist.

Die zweite Dynamik ist der Impuls, der auf das Überleben in sexueller Hinsicht ausgerichtet ist: Paare, die Familie und das Aufziehen und die Erziehung von Kindern.

Die dritte Dynamik ist der Impuls, der auf das Überleben von Gruppen oder als Gruppe ausgerichtet ist, einschließlich derer, zu denen die Person gehört (Freunde, Geschäft, Verein, Nation, Rasse).

Die vierte Dynamik ist der Impuls, der auf das Überleben der Menschheit oder als Menschheit ausgerichtet ist.

Die fünfte Dynamik ist der Impuls, der auf das Überleben von Lebewesen (Tieren, Pflanzen) oder als Lebewesen ausgerichtet ist.

Die sechste Dynamik ist der Impuls, der auf das Überleben des physikalischen Universums oder als das physikalische Universum ausgerichtet ist.

Die siebte Dynamik ist der Impuls, der auf das Überleben geistiger Wesen oder als geistiges Wesen ausgerichtet ist.

Die achte Dynamik ist der Impuls, der auf das Überleben des Unendlichen oder als Teil des Unendlichen ausgerichtet ist. Dies ist für Scientologen die Dynamik des höchsten Wesens oder von Gott.

Diese acht Erscheinungen des Lebens umfassen die Bereiche, in denen die Person geistig voranschreiten und unter Wahrung ethischen Verhaltens (so daß sie den Dynamiken keinen Schaden zufügt) handeln muß, um geistige Verbesserung zu erreichen. Gut und schlecht werden von Scientologen als eine Funktion des Nutzens oder Schadens definiert, den die jeweilige Handlungsweise für die Dynamiken verursacht. Als absolut gut würde betrachtet, was sämtliche Dynamiken unterstützt, und als absolut böse, was sämtlichen Dynamiken Schaden zufügt. Natürlich gäbe es Abstufungen von gut und schlecht, die sich je nach dem relativen Nutzen oder Schaden, der für verschiedene Dynamiken entsteht, an der jeweiligen Stelle einer differenzierten Skala befänden, wobei davon ausgegangen wird, daß allen Dynamiken der gleiche Grad an Wichtigkeit zukommt. (Siehe Einführung in die Ethik der Scientology.)

Der Beachtung ethischer und moralischer Aspekte wird in der Scientology-Lehre größte Wichtigkeit beigemessen. Verschiedene maßgebliche Werke enthalten zahllose Hinweise auf diese Begriffe, und es sind dem Thema auch ganze Publikationen gewidmet, wie das bereits genannte Buch oder z. B. Der Weg zum Glücklichsein, der Ehrenkodex, der Auditorenkodex und der Kodex eines Scientologen. (Siehe Handbuch für Preclears.)

Da für Scientologen der Mensch selbst ein geistiges und unsterbliches Wesen ist, kommt seinem Verhalten in jedem seiner verschiedenen Leben große Wichtigkeit bei, nicht nur zum Nutzen seiner Dynamiken, sondern auch um in der Lage zu sein, eine vollständige geistige Besserung zu erreichen. „Wir sind auf dieser Welt, um unsere eigene Erlösung zu erarbeiten“, sagt L. Ron Hubbard in dem Video Eine Einführung in die Scientology.

Scientologen selbst erklären, daß sie sowohl durch das Studium (Ausbildung) als auch durch die Seelsorge (Auditing) eine wirkliche Verbesserung und geistige Freiheit erfahren haben. Sie beschreiben ihre „Gewinne“ als wirkliche Befreiung von geistigen „Massen“, Konflikten, Unwissenheit und unerwünschten Einstellungen und Empfindungen. Sie fühlen, daß ihre Fähigkeiten sich gesteigert und ihre Wahrnehmungen sich verbessert haben, und daß sie zu neuen Erkenntnissen über sich selbst, das Leben und Gott gelangt sind.

Das Glaubensbekenntnis der Scientology-Kirche definiert ihr Glaubenssystem, das die Gläubigen mit dem höchsten Sinn des Lebens vereint. Das Glaubensbekenntnis unterstreicht die Würde des Menschen und seine unveräußerlichen und unbestreitbaren Rechte; es definiert die natürliche Brüderschaft der Menschen und erkennt den einzelnen in seinem Streben nach Unendlichkeit als geistiges Wesen an; nur Gott sei das „Recht“ gegeben, in die Freiheit und Weisheit von Menschen einzugreifen.

Dieses Glaubensbekenntnis gibt sowohl dem Auditing als auch der Ausbildung einen klar definierten Zweck, nämlich als Mittel, um zu der geistigen Erlösung zu gelangen, die Scientologen in ihrem Glaubensbekenntnis verkünden.

iv. DER RITUELLE ODER MYSTISCHE ASPEKT

Ein Teil der unter diesen Abschnitt fallenden Praktiken (Ausbildung und Auditing) wurde bereits im vorigen Kapitel beschrieben; ich will mich deshalb eher auf Aspekte konzentrieren, die man unter die Kategorie der Zeremonien und Riten einordnen kann.

Diese sind in dem Buch Der Hintergrund und die Zeremonien der Scientology-Kirche zusammengestellt. Obgleich der Stifter selbst die Scientology in der Tradition der östlichen Religionen ansiedelt, den Erben des Buddhismus und der Weden, hat die Scientology nichtsdestoweniger Zeremonien, die in hohem Grade an westliche Religionen erinnern. Dies ist bei Sonntagsandachten und Trauungszeremonien der Fall.

Doch eben aufgrund ihrer Tradition besitzt sie verschiedene sehr persönliche Riten, die zwar an die jüdisch-christliche Überlieferung anklingen, sich jedoch bei näherem Hinsehen als ganz im Einklang mit dem Glaubenssystem der Scientology erweisen. Ich spreche von der Namensgebungszeremonie, der Namensgebungs- und Anerkennungszeremonie und der Beisetzungszeremonie. Entsprechend ihrem Glauben an die Unsterblichkeit des Thetans führen Scientologen diese Zeremonien durch, um dem neuen Körper des Wesens, das gekommen ist, einen Namen zu geben und das Wesen in seinem neuen Körper und seiner neuen Familie willkommen zu heißen; oder um ein Wesen, das seinen Körper verlassen hat, um einen neuen zu finden, zu verabschieden und ihm möglichst zu helfen, sich in der neuen Situation zurechtzufinden.

Diese Zeremonien werden alle unter der Leitung eines ordinierten Geistlichen oder vom Chaplain der Kirche durchgeführt, und die Mitglieder der Scientologen-Gemeinde nehmen aktiv und regelmäßig daran teil.

v. DER ORGANISATORISCHE ASPEKT

Weltweit ist die Scientology-Kirche in verschiedene Kirchen strukturiert, die je nach Status und Größe verschiedene Namen haben.

Auf der untersten Stufe finden sich Gruppen und Missionen der Scientology und der Dianetik. Dies sind kleine Gemeinden von Scientologen, die von einem oder mehreren ordinierten Geistlichen geführt werden. Sie halten grundlegende Dienste der Seelsorge (Auditing) und religiöse Zeremonien ab und versammeln sich, um die Schriften der Scientology zu studieren, jedoch auf der untersten Stufe. Sie können keine Geistlichen ordinieren oder vorbereiten und auch nicht die religiösen Auditing-Dienste auf den OT-Stufen (Operating Thetan) durchführen.

Auf der nächsten Ebene gibt es die Scientology-Kirchen. Diese können Geistliche vorbereiten und ordinieren und Auditing bis zur Stufe Clear durchführen.

Die nächste Stufe darüber besteht aus den höheren Kirchen. Sie bilden Geistliche auf der höchsten Ebene aus und führen die Seelsorge auf einigen der Operating-Thetan-Stufen durch.

Die „Flag Service Organization“ der Scientology-Kirche in Clearwater, Florida (USA), ist die höchste aller höheren Organisationen. Sie gewährt Ausbildung auf der höchsten Stufe der Geistlichkeit, und Scientologen begeben sich dorthin, um zu hohen OT-Stufen aufzusteigen.

Ein Sonderfall ist die Scientology-Kirche auf der „Freewinds“, einem Schiff, das im Gebiet der karibischen Inseln betrieben wird. Hier kann eine bestimmte OT-Stufe erreicht werden, die in keiner anderen Kirche erreicht werden kann.

Diese Art Struktur für religiöse Dienste ist in praktisch allen bekannten Religionen üblich, insofern als die verschiedenen Vorbereitungsstufen der Geistlichkeit nicht in allen Zentren, sondern nur in den zentralen Institutionen zugänglich sind (Rom, Tibet, Tel Aviv, Mekka). Dort können die Missionare, Mönche oder Geistlichen die höchste Stufe der Ordination erlangen.

Über die religiöse Kerngemeinschaft der Scientology ist zu sagen, daß sie einen echten, gemeinschaftlich zusammenlebenden Orden von Geistlichen und Ordensleuten bildet, mit völliger Hingabe an die Ziele der Kirche und unter Aufgabe weltlicher Ablenkungen und Nichtigkeiten.

Die „Sea Organization“, so benannt nach der ursprünglichen Besatzung der Schiffe, die in den Anfangsjahren vom Stifter selbst geführt wurden, hat weltweit fünf Hauptsitze, die verschiedene Funktionen erfüllen – wenngleich es Gruppen von Missionaren und Mitgliedern in vielen der Länder gibt, in denen Scientology präsent ist. Diese fünf Hauptquartiere befinden sich in East Grinstead (Großbritannien), Kopenhagen, Los Angeles, Clearwater (Florida) und Sydney. In diesen Hauptsitzen kann man – mehr als irgendwo sonst – den wahren Geist einer Gemeinschaft fühlen, die sich ihrer Bekehrungs- und Seelsorgetätigkeit ganz verschrieben hat. Für die Geistlichen der Scientology besteht zwar kein Zölibat, aber diese Ordensgemeinschaften ähneln in ihrer Funktion und ihrer Hingabe den Orden vieler anderer Religionen, einschließlich denen der katholischen Kirche. Die Mitglieder der Sea Organization leben nach einem strengen Ethik-Kodex, der u. a. sehr ethische und monogame sexuelle Beziehungen sowie völlige Abstinenz von Drogen verlangt und im übrigen voraussetzt, daß sie ihr Leben ganz und gar der Aufgabe weihen, die Ziele ihrer Religion zu erreichen.

Selbstverständlich sind mit den höchsten Ebenen der Ausbildung zum Geistlichen, dem Auditing für die höchsten Stufen des Operating Thetan, den geistlichen Ämtern auf den höchsten Stufen der Organisation und der Verantwortung für das ethische Niveau von Scientology auf internationaler Ebene allein die Mitglieder dieses religiösen Ordens, der Sea Organization, betraut. Sie widmen sich ausschließlich dieser Aufgabe.

vi. DAS SCHLUSSENDLICHE ZIEL DER SCIENTOLOGY

L. Ron Hubbard selbst hat die Ziele der Scientology folgendermaßen formuliert: „eine Zivilisation ohne Wahnsinn, ohne Verbrecher und ohne Krieg, in der der Fähige erfolgreich sein kann und ehrliche Wesen Rechte haben können, und in der der Mensch die Freiheit hat, zu größeren Höhen aufzusteigen“. (Siehe Was ist Scientology?.)

Als Zielsetzung für den einzelnen erstrebt Scientology die Erlösung des Menschen, seine spirituelle Befreiung und die Freiheit von den Barrieren, die das Dasein ihm auferlegt hat. Aber niemand kann frei sein, wenn nicht auch die Gesellschaft frei ist. Scientologen verfolgen dieses Streben nach Freiheit hauptsächlich durch die Suche nach Verantwortung, einer Verantwortung, die danach verlangt, daß wir unser eigenes Leben und das unserer Mitmenschen verbessern, als Grundvoraussetzung dafür, daß übergeordnete Ziele erreicht werden können.

Ziele von solcher Breite können nicht allein durch die seelsorgerische Arbeit der Anhänger erreicht werden. Aus diesem Grund hat die Church of Scientology International verschiedene Gruppen oder Vereinigungen ins Leben gerufen, die soziale Kampagnen zur Verwirklichung der genannten Zwecke durchführen. Eine davon ist ABLE (Association for Better Living und Education, „Vereinigung für Bildung und Lebensqualität“), die im gesellschaftlichen Umfeld verschiedene Hilfsprogramme fördert: Narconon ist im Bereich Drogenrehabilitation und -Prävention tätig, während Criminon in verschiedenen Ländern Programme zur Ausbildung und Rehabilitation von Straftätern betreibt; Applied Scholastics („Angewandte Pädagogik“) führt Programme zur Anhebung der Lese- und Schreibfähigkeit bzw. des Bildungsniveaus in benachteiligten Regionen und Stadtbezirken durch; und die Way to Happiness Foundation (die Stiftung „Der Weg zum Glücklichsein“) entwickelt auf der Grundlage des gleichnamigen Buches von L. Ron Hubbard Kampagnen mit Kindern und Jugendlichen, um gesellschaftlich förderliche Verhaltenskodizes wiederherzustellen, was z. B. Programme für den Umweltschutz, Studierprogramme, Hilfsprogramme vor Ort usw. umfaßt.

Eine andere wichtige Gruppe, die von der Scientology-Kirche ins Leben gerufen wurde, ist die Citizens Commission on Human Rights, die für ihre auf dem Gebiet der geistigen Gesundheit („mental health“) durchgeführten Untersuchungen und Enthüllungen internationale Anerkennung erhalten hat.

Von besonderer Wichtigkeit ist das Volunteer Ministers Corps (das „Korps der Ehrenamtlichen Geistlichen“), das aus Scientologen in aller Welt besteht, die bei Unglücksfällen, Naturkatastrophen oder tragischen Ereignissen, wo Hilfe erforderlich ist, mit Experten und Behörden zusammenarbeiten. Diese ehrenamtlichen Helfer sind perfekt ausgebildet, um Menschen Trost und Erste Hilfe zu geben, während medizinische Einsatzgruppen und der Zivilschutz die geeigneten Maßnahmen ergreifen.

vii. IST SCIENTOLOGY EINE RELIGION?

Nachdem ich Scientology in ihren Schriften und ihrer Ausübung studiert habe, kann ich aus meiner Sicht als Theologe und Philosoph mit allem Nachdruck bekräftigen, daß Scientology im wahrsten Sinn des Wortes eine Religion ist.

Bei der Analyse der Glaubensinhalte und Praktiken der Scientology-Religion begegnet man einer Gemeinschaft von Menschen, die in ihrer Suche nach dem Unendlichen und dem Heiligen durch eine vielschichtige Glaubenslehre vereint sind, mit deren Hilfe sie den Menschen in die richtige Beziehung zum Göttlichen zu setzen bestrebt sind.

Es gibt wohl keine Religion ohne diesen Faktor, der ein spezifisches Verhalten gegenüber dieser spirituellen Wirklichkeit fordert. In der Scientology scheint es besonders um Überleben und Erlösung zu gehen, Begriffe, die Xavier Zubiri eindeutig als wesentliche Prinzipien jeder religiösen Erfahrung einstuft. Ob dabei auf einen Gott Bezug genommen wird oder nicht, ändert nichts an der Realität der Erfahrung. Für Scientology ist ohnehin festzustellen, daß Scientologen ihre Suche nach Gott und der Unendlichkeit in Form ihrer achten Dynamik bestätigen, wenngleich sie Gott nicht verherrlichen. In der Tat ist einer der Vorwürfe, die den Islam am schärfsten vom Katholizismus trennen, die Katholiken hätten sich nach ihren ständigen Reformen zu sehr zur Idolatrie hinreißen lassen.

Die Wurzeln der Scientology (der Buddhismus und die Weden) weisen bereits darauf hin, daß man erst durch völlige Erkenntnis seiner selbst beginnen kann, Gott zu erkennen und zu lieben.

Da Religion, wie die Ökumeniker behaupten, ein universeller Impuls ist, sollte man nicht vergessen, daß auch der Katholizismus eine lange Phase der Entwicklung und Formierung und eine Geschichte ständiger Krisen und Reformen durchlaufen mußte, bevor er seine „endgültige Form“ annahm, wie wir sie heute kennen. Der Islam, das Judentum und der Buddhismus durchliefen ähnliche Stadien, und zwar über sehr viel längere Zeiträume als die wenigen Jahre, die der Scientology-Kirche zur Verfügung standen, um sich in völlig strukturierter Form und Erscheinungsweise zu organisieren.

Die eindeutige Auseinandersetzung der Scientology mit den „wissenschaftlichen“ Lehren der Psychologie und der Psychiatrie, die, wie Scientology betont, das Gute im Menschen verleugnen, befreit diese Religion um so mehr von jeder Verwechslung. Scientology legt ausschließlichen Wert auf die seelische Essenz des Menschen, seine angeborene Güte, seine Unsterblichkeit und, als Endziel, seine Suche nach der Unendlichkeit. Neu ist in diesem Fall, daß der Stifter die Scientology-Religion als ein System von Lehren und Praktiken entwickelte, die den Menschen auf seinem Weg zu diesen Zielen anleiten. Sollte dies mit dem Versuch einer „Therapie“ oder „Heilung“ verwechselt werden, läßt sich die Verwirrung leicht auf die Oberflächlichkeit schlecht dokumentierter Meinungen zurückführen.

Nur eine vollständige und echte Religion könnte diese Voraussetzungen bestätigen und fortgesetzt bekräftigen, während sie ein System von Glaubensinhalten, Lehren, Praktiken, Riten, Strukturen und Zielsetzungen hervorbringt, die auf die Erlösung des geistigen Wesens ausgerichtet sind. Diese Dinge sind keinem anderen Gebiet zugehörig als dem der Religion, und Scientology ist eine Religion.

Ohne auf Verwaltungs-, Rechts- oder Steuerfragen einzugehen, kann ich nur nochmals bestätigen, daß die Scientology alle Anforderungen vollständig erfüllt, die an eine Religion gestellt werden können.

Scientology folgt ihrem wahren religiösen Charakter und verfolgt keine anderen Ziele als jene, die mit der spirituellen Natur des Menschen zu tun haben.

Dr. phil. Urbano Alonso Galan

Scientology: Eine wahre Religion

In Englisch:

Scientology: A True Religion

In Italienisch:

Scientology – Una Vera Religione

In Niederländisch:

Scientology: Een echte religie

In Französisch:

La Scientologie : Une religion authentique

In Spanisch:

Scientology Una verdadera religión

In Tchechisch:

SCIENTOLOGIE: Opravdové náboženství

In Ungarisch:

Szcientológia – Egy igazi vallás

In Dänisch:

Scientologi: En sand religion

In Schwedisch:

Scientologi: En sann religion

In Griechisch:

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In Russisch:

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In Hebräisch:

Scientology: Eine wahre Religion (Hebräisch)

In Japanisch:

Scientology: Eine wahre Religion (Japanisch)